Aldea 4 - Auf Kelgars Spuren

Die Zeit war knapp. Niemand wusste, ob Kelgar unter der Folter brechen oder sterben würde. Jene, die bereits mehrfach nach Aldea gereist waren und um die Bedeutung eines Anführers für den uneinigen Rat des Landes wussten, dem zumindest der Großteil der Fraktionen folgen würde, schmiedeten rasch einen Plan: Sie würden in einigen Monaten, sobald das Wetter ein heimliches Reisen durch unbewohnte und abgelegene Landesteile erlaubte, die Grenze mit einer kleinen Gruppe überschreiten und zur Burg vordringen, in der Kelgar gefangen saß, um ihn mit einem entschlossenen Schlag zu befreien.

Um den dadurch alarmierten Truppen der Orrischen zu entgehen, welche die Eindringlinge von mehreren Seiten einschließen konnten, entwickelte die mit dem Freien Aldea verbündete Magokratie des Nachbarlandes Myros eine arkane Möglichkeit der Rückkehr: Die Beteiligten erhielten einige inaktive Fokussteine sowie detaillierte Anweisungen für ein auch von nichtmagisch begabten Charakteren durchführbares Ritual, dessen Eckpunkte sich allerdings jeweils hunderte Meter voneinander entfernt befinden mussten.

Das Ritual musste einige Stunden vor der geplanten Rückkehr durchgeführt und stündlich erneuert werden – die Zeit würde also knapp werden, sobald diese Maßnahme in Gang gesetzt wurde. Zwar gab es aufgrund der Wiederholungen einen gewissen Spielraum für Fehler, doch es wurde klargestellt, dass dieser nicht zu weit gefasst sein würde.

Der erste Teil des Planes war tatsächlich erfolgreich. Die Burg wurde zwar nicht unentdeckt erreicht, so dass ihre Besatzung alarmiert und vorbereitet war. Einige Reisende nutzten jedoch einen Kriechgang unter den Mauern, um dem Feind in den Rücken zu fallen, und Kelgar konnte befreit werden. Im Lauf der Kampfhandlungen wurden die Reisenden zurückgeschlagen und einige gerieten in die Gefangenschaft der Burgbesatzung.

Eine sofortige Abreise wurde erwogen und verschoben, ein unruhiger Waffenstillstand bis zum Morgen vereinbart: die Reisenden hofften, ihre Gefährten unversehrt zurückzuerhalten, die Truppen des Orr wussten, dass bald Verstärkung eintreffen würde. Im Laufe der Nacht berichtete Kelgar von den Experimenten, welche die Orr-Priester durchführten; unter anderem waren Hunderte von Seelen unschuldiger Geister im Gewahrsam der Aufseherin der Burg, mit denen sie Versuche anstellte.

Aldea 4 war ein klassisches Abenteuercon. Von der stets präsenten SL routiniert umgesetzt, gab es für jeden Charakter Möglichkeiten, sich einzubinden. Dabei achtete die Orga darauf, dass im Grunde jeder Charakter der Geschichte des Hauptplots folgen konnte. Die Aufgaben konnten mit Fleiß, Beharrlichkeit, Wissen und Kraft gelöst werden, doch auch vorhandene Fähigkeiten wie Schlösserknacken oder Schriftenkunde erwiesen sich als hilfreich. Mit der Besatzung der Burg kam es immer wieder zu Scharmützeln, was die Krieger beschäftigt hielt. Die Notwendigkeit, die Abreise präzise vorzubereiten und die Vorbereitungen stündlich zu erneuern, fügte weitere Dringlichkeit hinzu.

Da auch die Orga das Gelände erst kurz vor der Veranstaltung betreten durfte, fiel der für die Conreihe typische größere Dungeonaufbau diesmal leider aus – vermutlich werden auf der nächsten Taverne (siehe Infokasten) kleinere Dungeonideen umgesetzt. Die optional buchbare Vollverpflegung fand buchstäblich rund um die Uhr statt und war mehr als ausreichend.

Die Burg Husen, ein kleiner mehrstöckiger Wehrturm mit mehreren Schlafräumen für die NCS im oberen Stockwerk, bot den Reisenden genug Raum für Erkundung. Etwas Pech mit dem regnerischen Maiwetter, einige Konflikte über das Kampfverhalten zwischen SCs und NSCs sowie eine nicht mit der Orga abgesprochenen Doppelbuchung des Waldgeländes hätten den Spielfluss stören können, wurden von der Orga aber konsequent angesprochen, routiniert ausgeglichen und dem Spielfluss angepasst. Sehr angenehm ist auch die flexible Einstellung der Orga, auf das Spielerverhalten zu reagieren und plausible Reaktionen der Spielwelt zu zeigen.

Der Epulum e.V. möchte nach eigener Aussage die Conreihe weiterhin fortsetzen und bei einer überschaubaren Spielerzahl bleiben. Es empfiehlt sich daher, rechtzeitig zu buchen, wenn der nächste Teil angekündigt wird!

Text: Adaon
Bilder: Mi & Dagmar

Infokasten:

Die Conreihe Aldea begann 2014 mit dem Versuch einer kleinen Gruppe Reisender, in das abgelegene Land einzudringen und den Gerüchten einer Herrschaft blauhäutiger Wesen nachzugehen (siehe Artikel Aldea 1, LZ #46).

Der Verein Epulum e.V. organisiert seitdem die Reihe weiter, indem alle zwei Jahre eine Veranstaltung stattfindet. Diese langen Pausen kommen allerdings nicht nur den voll berufstätigen Mitgliedern der Orga zugute, sondern auch den Teilnehmern.

Das Vorgehen des Vereins umfasst sorgfältige Vorbereitungen für das nächste Con, ein jeweils neuer und größer werdender Dungeon auf den ersten drei Veranstaltungen der Reihe, vollständig ausgerüstete und gebriefte NSCs in einer kompletten Spielwelt, auf jedem Con die Verwendung einer anderen Location, um die Reise in neue Gebiete glaubhaft darzustellen, die Entwicklung und Verwendung neuer Konzepte und schließlich die Unterstützung einer Tavernenreihe, der Taverne zur Ruine Reichenstein der TzRR-Orga. Ihre Mitglieder gehören ebenfalls dem Verein an.

Die Taverne findet einmal pro Monat in Puderbach (Rheinland-Pfalz) statt, und es gibt fast immer Plotelemente zu finden. Eines dieser Plotelemente wurde auf der Taverne im November erspielt: die Gefangenschaft des ehemaligen Anführers des Widerstandes wurde bekannt. Die Orga bereitete die Plotreihe aufgrund des Nachforschens und Fragens der Spielerschaft auf Aldea 2 und 3 über mehrere Jahre vor.