Bad Helleborn am Brocken - Urlaub in einem zauberhaften Kurort

Bogenwald im magischen Gewand

Ende August konnten die Besucher des Cons Bogenwald ganz neu erleben. Als magischer Kurort am Brocken eröffnete es, mit violetten Wimpeln geschmückt, seine Tore für Hexen, Zauberer und Nichtsnutze.

Das Herzstück des Ortes – das Gasthaus Zur grünen Fee – war mit schwebenden Kerzen und eleganten Tischdeckchen dekoriert. Abends wurden dort zu jazzigen Klängen aus dem verzauberten Klavier Getränke wie Bad Brockensteiner Butterbräu und Kicherwasser ausgeschenkt. Im Haus gegenüber konnten Besucher des Kurortes ihre Zauberstäbe reparieren lassen oder sich bei der Familie Zwackelmann eine bunte Tüte mit allerlei Süßigkeiten zusammenstellen. Und wer eine offizielle Genehmigung oder einen Antrag ausstellen lassen wollte, ließ sich im Gebäude des M.V.Z. –Ministerium für Verborgenes und Zaubereiangelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland – von Frau Heiderose Pimpernell beraten.

Sämtliche Ereignisse wurden von der Journalistin Apollonia von Kratzgut-Werringhaus genaustens beobachtet und mehr oder weniger korrekt in der Zeitung Hexenwoche wiedergegeben, die während der Veranstaltung ausgeteilt und bei einer Tasse Tee gelesen werden konnte. Eine Tageszeitung ist eine bewährte Möglichkeit, nicht nur alle Spielerinnen und Spieler über die Geschehnisse zu informieren und Gesprächsstoff zu bieten, sondern ist auch ein schönes Andenken an die Veranstaltung. Dass so viel Aufwand auf einem kleinen Con betrieben wurde, beweist die Hingabe der Veranstalter zur magischen Welt.

Ein wirklich, wirklich magisches Erlebnis

Der Trick hinter dieser magischen Veranstaltung liegt in den Zauberstäben. Spielerinnen und Spieler müssen sich nicht mit Telling zufriedengeben, sondern erhalten beim Zauberstabmacher einen Zauberstab, mit dessen Hilfe sie mit ihrer Umgebung interagieren können. Jeder Gast des Kurortes erhält darüber hinaus eine Brosche, die auf die Zauberstäbe reagiert. Wer also beispielweise einen Schock-Fluch auf seinen Duell-Partner wirkt, kann diesen tatsächlich treffen, da dessen Brosche dann rot aufleuchtet. Auch ein Licht-Zauber für nächtliche Spaziergänge darf natürlich nicht fehlen und trägt besonders zur Atmosphäre der Welt bei.

Leider befinden sich die Zauberstäbe nach wie vor in einer Testphase und funktionierten vor allem im Adrenalinrausch nicht immer ganz zuverlässig. Seit der letzten Veranstaltung aus der Reihe, die 2022 stattgefunden hat, ist das Design der Zauberstäbe zwar stabiler und die Funktion zuverlässiger geworden, hat dafür allerdings an Individualität eingebüßt. Ein Manko, welches die Veranstalter in Zukunft beheben wollen.

Auch die Kurangebote wie Frühsport, Schlammpackungen und Massagen haben dieses Mal gefehlt, dafür gab es Plot und Ambiente für alle. Seien es Zucker fressende Motten, die den Süßigkeiten der Zwackelmanns gefährlich nahekamen, die fantastischen Tierwesen von Dr. Fuchs oder der magischen Gemeinschaft weniger wohl gesonnene Gesellen im Wald – überall gab es etwas zu tun und für jede Art von Spiel wurden ausreichend Möglichkeiten geboten.

Gelegentlich kam es zu Ungereimtheiten für diejenigen, die sich mit der Lore der magischen Welt besonders gut auskennen, doch wer kann der Orga schon ein paar verdächtig nach generischen Untoten aussehende Inferi verübeln, wenn man dafür in einem Meer von leuchtenden Zauberstäben im Nebel stehen darf? Und bis zum nächsten Jahr ist noch ausreichend Zeit, um sich noch genauer mit der Lore zu beschäftigen.

Schrullige Charaktere und düstere Gestalten

Ein besonderes Lob muss an dieser Stelle an die Veranstalter ausgesprochen werden, die bewusst unsympathische Charaktere spielten und sich damit dem einen oder anderen gehässigen Kommentar der geeinten Spielerschaft aussetzten.

Das Hauptaugenmerk lag wieder einmal bei den Spielern, die voller Enthusiasmus und Kreativität die magische Welt zum Leben erweckt haben. Durch die geringe Größe des Cons traf man immer wieder auf die gleichen Spieler und kam so intensiver mit allen ins Spiel, als es auf größeren Veranstaltungen möglich ist.

Es gab Hexen und Zauberer, die mit mäßigem Erfolg versucht hatten, sich als NiZabs (Nicht-Zauberer) zu tarnen und schrille Gummistiefel zum weiten Rock trugen, es gab magische Mode mit eleganten Umhängen und natürlich gab es den einen oder anderen Freund düsterer Bekleidung. Passend dazu brillierten Spieler und NSCs mit einprägsamen Namen wie Stolzenbruch, Hopfengrün, Rabenwald oder Pimpernell. Wer einen Adelstitel vorweisen konnte, hatte darüber hinaus eine Handvoll Vornamen, die sich auf einer Petition an das Ministerium besonders hübsch machten.

Doch die Spielerinnen und Spieler hatten nicht nur mit ihrem Aussehen und ihren kreativen Namen für einen magischen ersten Eindruck gesorgt, sondern auch eigene kleine Geschichten mitgebracht. So gab es düstere Familiengeheimnisse aufzudecken, beeindruckende Dinge zu erfahren oder liebevoll handgemalte Postkarten zu erstehen. Die Liebe zur magischen Welt und der Einfallsreichtum der Gäste Bad Helleborns war in jeder Interaktion zu spüren und kleine Ungereimtheiten im Plot wurden kreativ aufklärt.

An jedem Abend war das Gasthaus Zur grünen Fee bis in die frühen Morgenstunden belebt, gefüllt mit Gesang, Gelächter und Musik. Die Spielerinnen und Spieler haben ihre Zeit in der magischen Welt sichtlich genossen und man munkelt, dass viele wiederkehren wollen, wenn Bad Helleborn erneut seine Tore öffnet.

Fazit

Wer die magische Welt des berühmtesten Zauberschülers der Welt liebt, für den bietet Bad Helleborn die Möglichkeit, ganz tief in diese Welt abzutauchen. Das Con glänzt durch seine charmante Kulisse, die interaktiven Zauberstäbe und vor allem die Gemeinschaft von altbekannten und neuen Spielerinnen und Spielern. Das erste Con der Reihe hat einen hohen Standard gesetzt, den das zweite Con nicht ganz erreichen konnte, es bewies jedoch die eindeutigen Bemühungen der Veranstalter. Mit ein paar zusätzlichen motivierten NSCs könnte Bad Helleborn zu einem jährlichen Con-Highlight für Fans der magischen Welt werden.

Spielerinnen und Spieler können sich mit ein wenig Kreativität, Aufwand und einem Hexenhut aus bereits vorhandener Kleidung eine kostengünstige Gewandung für die Veranstaltung zusammenstellen und sich sofort in die teils schrullige, teils düstere Welt fallen lassen. Die nächste Möglichkeit bietet sich am 4. bis 9. September 2025 in Bogenwald.

Text: Michaela Frank
Bilder: André Sumowski (Del-Ink)