Eine große Burganlage mit mittelalterlichem Ambiente und gut bespielbarem Außengelände mitten in Deutschland – Burg Tannenberg bei Nentershaus (auch als Tannenburg bekannt) bietet ideale Voraussetzungen für die Umsetzung toller Larp-Projekte. Tatsächlich war die Burg eine Weile lang eine beliebte Location, ihre Nutzung für derartige Veranstaltungen hat in den letzten Jahren allerdings abgenommen. Nun gibt es nach Angaben der Betreiber Änderungen am Nutzungskonzept, die diese tolle Anlage für Larp-Orgas wieder deutlich attraktiver machen dürften.
Historisches
Die Burg Tannenberg wird erstmalig in einer Urkunde aus dem Jahr 1348 erwähnt. Sie liegt auf dem gleichnamigen Tannenberg im Nordosten von Hessen (Waldhessen), inmitten eines ausgedehnten Wald- und Landschaftsschutzgebietes.
Die Burg wurde auf den Überresten einer früheren Festung errichtet und im Laufe ihrer Geschichte mehrfach belagert (aber nicht eingenommen oder zerstört). Sie wurde auf Veranlassung des Landgrafen von Hessen (als Lehensgeber) zur Sicherung der Grenze gegen die benachbarte Landgrafschaft Thüringen errichtet, Die Nähe zu verschiedenen Handelsrouten, insbesondere die Via Regia, die Haupthandelsroute von Frankfurt über Erfurt in den Osten, gab ihr eine besondere strategische und wirtschaftliche Bedeutung.
Mehrere Jahrhunderte war sie im Besitz der Familie von Baumbach, die im Laufe der Zeit verschiedene Anbauten vornahm und die Burg bis zum Ende des 17. Jahrhunderts bewohnte. Nachdem die von Baumbachs in ein vermutlich deutlich bequemeres und moderneres Heim umgezogen waren, kam die Burg in den Besitz der Landgrafen von Hessen zurück. Sie diente noch eine ganze Weile als Unterkunft für Wald- und Bergarbeiter, verfiel aber in den folgenden Jahrzehnten zunehmend.
Um 1900 kauften die von Baumbachs ihre Stammburg vom Staat zurück. Erste Restaurierungsarbeiten sollten den Verfall aufhalten, und die Burg durchlebte erneut eine wechselvolle Geschichte, etwa als Herberge des Bundes Deutscher Mädel während des Nationalsozialismus und als Jugendherberge in der jungen Bundesrepublik. Die Burg kam 1984 in die Verantwortung des Fördervereins Freunde des Tannenberg e.V., nachdem Pläne zur Umwandlung in ein Hotel gescheitert waren.
Ab Mitte der 1990er Jahre widmete sich die Mittelaltergruppe Allerley dem Betrieb und Erhalt der Anlage. Seitdem erfolgt eine Belebung der Burg in Form eines Ausbaus zu einer Erlebnisburg mit musealen und künstlerischen Anteilen und einer dazu passenden Gastronomie. Außerdem wird die Burg nach und nach immer weiter restauriert, wobei viele der anfallenden Arbeiten ehrenamtlich durch Vereinsmitglieder vorgenommen werden.
Die Burg
Über das 2006 und 2007 ausgegrabene und zum Teil wiederaufgebaute Torhaus und die ebenfalls rekonstruierte Zwingermauer kommt man in die Burg. Der langgezogene und mit Bruchsteinen gepflasterte Burghof führt vorbei an einem Wirtshaus, einer großzügigen Terrasse und der als Verwaltungs- und Wohngebäude genutzten Burgvogtei zu einigen offenen Werkstätten (wie beispielsweise einer Schmiede) und dem Ende des 14. Jahrhunderts errichteten Wohnturm.
Dieser bietet Räume auf vier Etagen, darunter einen Speisesaal für bis zu 100 Personen, eine Taverne für etwa 50 Personen und mehrere leere Mehrzweckräume. Zudem befinden sich unter fast dem gesamten Südflügel bespielbare Kellergewölbe. Moderne Ausbauten finden sich nur in den Betriebsräumen, im Bereich der Duschen und Toiletten.
Angrenzend zur Burg gibt es einen zauberhaften Burggarten, verschiedene Plateaus und sehr schöne Wälder, die bespielt werden können. Im Tal liegen außerdem große Wiesen, die gegebenenfalls zusätzlich vom Forstamt angemietet werden können.
Die Burg kann nur in Kombination mit Verpflegung durch die Burgküche gemietet werden. Angeboten wird günstige Vollverpflegung mit ausgiebigem Brunch bis mittags, Kaffee und Kuchen am Nachmittag und einem warmen Abendessen. Wichtig zu wissen: Die Burg ist keine Jugendherberge und hat keine eigenen Betten. Schlafgelegenheiten müssen also komplett selbst mitgebracht werden. Im ersten und dritten Stock des Wohnturms können sich jeweils bis zu 30 Personen ein Lager errichten. Die Räume können dazu in Absprache in kleinere Bereiche abgeteilt werden. Um die Burg herum gibt es darüber hinaus Raum für Zelte.
Toiletten gibt es im Burghof (zwei Herren-WCs und drei Urinale; drei Damen-WCs) sowie im zweiten Stock des Wohnturms (je ein Herren- und ein Damen-WC). Zum Duschen gibt es einen Gemeinschaftsduschraum mit drei Duschplätzen. Bei Veranstaltungen hat es sich etabliert, dass die jeweilige Orga geschlechtergetrennte Duschzeiten vorgegeben hat und zusätzlich gemischte Zeiten angeboten wurden.
(Stark-)Stromanschlüsse gibt es bei den Toiletten im Burghof, im Burgkeller und in den Außenanlagen. Die Parkplätze unterhalb der Burg sind begrenzt, aber reichen in der Regel aus, da auch die lange Straße ins Dorf genutzt werden kann. Feuerschalen dürfen nur außerhalb der Gebäude, im Burghof, im Burggarten und auf den Plateaus entzündet werden.
Larp auf der Tannenburg
Was die Burg für Larper so interessant macht, ist ihr rustikales, mittelalterliches Ambiente in Kombination mit vielen frei gestaltbaren und nutzbaren Räumen. Viele Räume sind komplett leer und können ganz nach Bedarf des jeweiligen Larps dekoriert und eingerichtet werden. So wurden die aneinander gereihten Kellergewölbe schon öfter in tödliche Dungeons verwandelt. Der Kapellensaal im Wohnturm hat seinen Namen von einem gotischen Kapellenerker, welcher sich beispielsweise hervorragend als Tempel eignet.
Die Kemenate im Erdgeschoss des Wohnturms ist eine fest eingerichtete stimmungsvolle Taverne, in der auch Fassbier ausgeschenkt werden kann. Im Burghof gibt es eine Schmiede und ein Backhaus, die von fachkundigen Teilnehmern nach vorheriger Absprache genutzt werden könnten.
Cons werden seit Ende der 90er Jahre auf Burg Tannenberg veranstaltet. Wie eingangs angedeutet, hat deren Zahl in den letzten Jahren abgenommen, da die Betreiber aus betriebswirtschaftlichen Gründen vermehrt auf Tagesgastronomie und Hochzeiten gesetzt hatten und die Burg in dieser Zeit nicht mehr exklusiv genutzt werden konnte – für viele Orgas ein wichtiges Kriterium. Das hat sich nun geändert: Tagesgastronomie gibt es nur noch an Sonn- und Feiertagen, die Burg kann also wieder exklusiv (bis Sonntagmittag) für Larps gebucht werden.
Die Menschen, welche die Burg seit über 25 Jahren am Leben zu halten versuchen, waren früher und sind zum Teil noch heute selbst Larper oder in der Mittelalterszene aktiv. Entsprechend haben sie großes Verständnis für die diversen Anliegen und Wünsche von Larp-Orgas. Wichtig ist es dem Betreiber-Team, dass die Teilnehmer angemessen mit den Gebäuden und der Einrichtung umgehen. Es gab in der Hinsicht leider schon schlechte Erfahrungen mit Larp-Orgas, die den echten Altarstein der Kapelle mit Kunstblut verschandelt haben.
Die Tannenburg kann vielseitig genutzt werden. Abenteuer-Cons mit Einbindung der großen Wälder drumherum, Adelsspiel, Akademien, Dungeon- und Horror-Cons, Ambiente- und Feierlichkeiten sind denkbar. Die Betreiber sind grundsätzlich offen für alle möglichen Szenarien und freuen sich auf Eure Anfragen.
Text: Tara Moritzen
Fotos: Förderverein Freunde des Tannenberg e.V.
Dieser Artikel ist erschienen bei:
LARPzeit.de