Sahara Expedition – In Search of the Unknown ist ein Larp über eine Wüstenexpedition, das in der Sahara-Wüste in Tunesien stattfindet. Das Setting ist das Jahr 1934 und ist inspiriert vom Cthulhu-Mythos. Es erzählt die Geschichte einer Expedition, welche die legendäre Stadt Zerzura sucht. Angepriesen wird es als immersive Erfahrung, bei der jeder Teilnehmer die Geschichte beeinflussen kann.
Das Setting und die Landschaft
Das Larp findet nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, auf einer Düne hinter einem Hotel statt. Die Chaos League-Orga bietet die volle Wüstenerfahrung: Zwei Tage und zwei Nächte in einem Zelt-Camp, eine halbe Stunde mit dem Jeep durch den Sand von Douz entfernt. Inmitten von Dünen muss man bei diesem Larp keine Angst haben, von irgendwelchen Besuchern gestört zu werden. Gemeinsam mit einer Gruppe von Berbern, die sich mit dem Leben in der Wüste auskennen, kümmert sich Chaos League liebevoll um ihre Spieler.
Die Berber bauen Zelte auf, richten sie ein, bekochen die Spieler und amüsieren sich über das Konzept Larp, das sie nun, nach einigen Runs, bereits gut kennen. Die Outfits im Stil einer Expedition in den 30er-Jahren tragen gemeinsam mit dem Wüstensetting zu einer für viele noch nie dagewesenen Erfahrung bei. Man muss sich nicht erst in die Rolle hineindenken. Man steigt aus dem Jeep und hat sofort das passende Feeling, das es für die Expedition braucht.
Rollen und Verknüpfungen
Wie bereits beim Larp Miskatonic University setzt Chaos League wieder auf eine Charaktergeschichte in drei Kapiteln mit drei Verknüpfungen mit anderen Charakteren. Man trifft auf der Expedition also mindestens drei Personen wieder, die der eigene Charakter bereits aus der Vergangenheit kennt. Das können positive Erinnerungen sein, die man teilt, aber oft auch negative Erfahrungen.
Auf jeden Fall trägt dies dazu bei, dass man sofort mit dem Charakterspiel anfangen kann. Alte Bekannte treffen sich wieder, streiten, umarmen sich oder diskutieren miteinander. Aus der ausführlichen Charaktergeschichte lassen sich viele Ideen für das Spiel entwickeln. Wie bei Chaos League üblich kann man im Vorfeld alle Charakterbögen lesen und gibt dann sieben Wunschcharaktere an, von denen man einen zugeteilt bekommt. Um sich nicht selbst zu spoilern, kann man aber auch nur ein paar lesen, oder man schaut sich alle an, wenn man möchte.
Institutionen und In-game-Arbeit
Auf der Expedition gibt es vier Institutionen, denen man angehören kann. Innerhalb der Institution gibt es Departments, denen man angehört. Diese definieren die In-game-Arbeit, die man vor Ort ausführt.
Miskatonic University
Dieses Department beinhaltet alle Akademiker-Charaktere. Sie sind das Herzstück der Untersuchungen, die stattfinden. Die Archäologen gehen auf Ausgrabungen in die Wüste, bringen Artefakte zurück, welche dann von den anderen Departments (Anthropologie, Geschichte, Kunst und Literatur) übersetzt und untersucht werden.
Royal Geographic Society
Die Royal Geographic Society steht den Akademikern bei allen Sub-Expeditionen zur Seite. Es gibt das Department der Kartografie, Dokumentation und die Leitung der Expedition. Das Department der Dokumentation begleitet alle Charaktere bei ihrer Arbeit mit Film- und Fotodokumentationen.
The W. Isynwill Foundation
Diese Institution fügt der ganzen Organisation das gewisse Etwas hinzu. Es handelt sich um eine Gruppe von Personen, welche alternative parapsychologische Untersuchungsmethoden benutzt. Die Foundation ist in zwei Departments unterteilt: Spiritism spricht mit Geistern, während Clairvoyance Visionen hat, diese deutet und Voraussagen trifft. Beide Departments unterstützen die anderen Institutionen mit ihren Erkenntnissen.
The Legion
Die Legion ist das Militär, welches die Expedition begleitet und beschützt. Dazu gehört auch die medizinische Abteilung. Ärzte, Pflegepersonal und eine Psychologin sind ebenfalls mit dabei und kümmern sich um die diversen gesundheitlichen Probleme, welche auf der Expedition auftreten.
Der Verlauf
Die erste Szene, welche etwa zwei Stunden dauert, findet im Hotel in Douz statt. Es handelt sich um einen Gala-Abend, an dem alle Charaktere zum ersten Mal zusammenkommen. Auf diesem Event gab es viele Überraschungen aufgrund der Charakter-Verknüpfungen.
Am nächsten Tag fährt man morgens mit den Jeeps in die Wüste, wo die Expedition anfängt. Man geht direkt seiner In-game-Arbeit nach, es werden Artefakte gefunden und untersucht und man hofft, Hinweise auf die Stadt Zerzura oder die Expedition, die zirka ein Jahr zuvor verschwunden ist, zu finden. Während des Spiels gibt es immer wieder neue Haupt-Plot-Elemente der Orga.
Das können Zeitsprünge, zusätzliche Informationen oder Horror-Elemente sein, da es ja ein Cthulhu-Larp ist. Am zweiten Tag gibt es auch eine Wanderung mit Kamelen durch die Wüste. Zwischendurch spielt man hauptsächlich mit seinem Department oder mit seinen Verknüpfungen, mit denen es noch viele Probleme zu lösen gibt. Das Larp beinhaltet bereits so viele Spiel-Elemente und persönliches Drama, dass es einem bestimmt nicht langweilig wird.
Die persönliche Verrücktheit der Charaktere
Auf jedem Charakterbogen wird eine Szene vorgeschlagen, die man spielen soll, um darzustellen, dass die Charaktere immer verrückter werden, das sogenannte Descent, das Abgleiten in den Wahnsinn. Diese Szene wird bereits im Charakterbogen beschrieben, und man kann den Charakter auch danach aussuchen, ob einem diese Szene Spaß machen würde. Meistens geht man mit einem vertrauenswürdigen Charakter irgendwo hin und tut irgendetwas Verrücktes.
Am Anfang des Larps bekommt man ein persönliches Tagebuch, in dem man bereits vorgefertigte Einträge des Charakters findet. Das Tagebuch schlägt auch vor, ab wann man seinen Descent spielen sollte. Während des Larps werden die Charaktere immer wahnsinniger, was in einer fulminanten Endszene mündet.
Fazit
Meiner Meinung nach organisiert Chaos League sehr professionelle Larps. Von den Charakterbögen über das Larp-Konzept und bis zur Organisation der ganzen Logistik funktioniert alles und die Orga hat immer ein offenes Ohr und Lächeln für die Spieler bereit. Ich selbst habe eine Archäologin der Miskatonic University gespielt. Meine In-game-Arbeit hat mir besonders viel Spaß gemacht: Graben in der Wüste, das war genau das, was ich mir gewünscht hatte. Besser hätte es nicht zum Ambiente passen können. Vor allem das Ambiente war es, was die Faszination dieses Larps für mich ausgemacht hat: die Landschaft, das Setting und die Stimmung. Ich wäre am liebsten noch viel länger in der Wüste geblieben, um Artefakte zu finden, mit meinen Verknüpfungen zu streiten und zu lachen und das Mysterium von Zerzura zu lüften. Sahara Expedition war ein einmaliges Erlebnis.
Text und Bilder: Corinne Senn
Interessiert? Weitere Runs von Sahara Expedition sind im Oktober geplant. Gespielt wird in Englisch oder Italienisch. Weitere Informationen findest du hier
Dieser Artikel ist erschienen bei:
LARPzeit.de