Die Entstehung
Johannes Ulbricht hat vor mehr als acht Jahren mit der Arbeit am Sumerland-Kosmos begonnen, ein Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Denn auch wenn der Romanzweiteiler bereits erschienen ist, bleibt die Welt durch die Apparatu Memoria Sumerland-App (für iOS und Android) stets lebendig und wandelbar.
Begann das Augmented-Reality-Game als innovatives Rätselspiel mit Schnitzeljagd- beziehungsweise Geocaching-Elementen, tritt es nun in eine neue evolutionäre Phase und nimmt rollenspielhafte Züge an. Denn jeder Spieler, dem es gelingt, alle zwölf Rätsel der App zu lösen, wird Teil einer Geheimgesellschaft und kann sich aktiv in die Geschicke des Kosmos einbringen.
Die Geschichte
Diese Geschehnisse basieren allesamt auf den beiden Romanteilen Sumerland 1: Prinzessin Serisad und Sumerland 2: Prinz Zazamael, wobei die Aufteilung der knapp 800 Seiten in zwei Teile dem inhaltlichen Konzept folgt. Denn seit Ewigkeiten tobt ein geheimer Krieg zwischen zwei Geschwistern, dem Technikprinzen Zazamael und der elfenhaften Herrscherin der Wildnis, Prinzessin Serisada.
Dabei dürfen die beiden ewigen Antagonisten durchaus als Metaphern gesehen werden. „Prinz Zazamael steht für die Zivilisation, die immer neue ästhetische Muster hervorbringt: Moden, Trends, gesellschaftliche Visionen. Diese ästhetischen Muster blühen auf, sie breiten sich aus und werden nahezu perfekt, aber letztlich scheitern sie an der unreinen Realität, an der Natur. Dafür steht Prinzessin Serisada“, erklärt der Autor die Hintergründe. Er führt weiter aus: „Jeder, der Sumerland gelesen hat, wird zustimmen, dass der Roman ziemlich gesellschaftskritisch ist. Was die Neuromancer-Trilogie von William Gibson in der Welt der Science-Fiction ist, ist Sumerland in der Welt der Fantasy.“
Schein & Sein
Sumerland lebt von den Gegensätzen und hält dem Leser zugleich einen enttarnenden Zerrspiegel vor. Denn die uns umgebende vermeintliche Realität ist nichts anderes als Schein. Tatsächlich existiert der Homo sapiens – ähnlich wie in Matrix – als Gefangener in einer babylonischen Turmstadt, in der alle historischen Epochen übereinandergeschichtet sind. In dieser unendlichen Illusion kämpft er täglich um Anerkennung und seinen sozialen Status, während er dumpfem Luxus hinterherläuft.
Diese gewaltige Metropole ist von einer unberührten Natur umgeben, märchenhaft und archaisch zugleich. Hier leben Tiermenschen, die frei, aber auch wild sind. Beide Orte sind Schauplatz des ewigen Ringens der beiden kindlichen Herrscher, die erbittert um die Vorherrschaft und um jene Wahrheit kämpfen, die die Welt von Sumerland im Inneren zusammenhält.
Zum Ende
„Der Roman ist teilweise hart und realistisch, in anderen Teilen wiederum märchenhaft. Sumerland lebt von diesem scharfen Kontrast, ähnlich wie der Film Pans Labyrinth, von dem ich mir einiges abgeguckt habe“, verrät Johannes Ulbricht. Tatsächlich zählt zu seinen literarischen Einflüssen aber ein ganzer Blumenstrauß namhafter Autoren von James Joyce über Arno Schmidt oder Vladimir Nabokov bis hin zu Elric-Schöpfer Michael Moorcock.
Einem roten Faden folgt der Schriftsteller jedoch in all seinen Werken – Sumerland ist nicht sein erstes Buch – eine Botschaft, die seine Arbeiten durchzieht: „Wenn man Macht erstrebt oder Begierden nachjagt, hat man Scheuklappen auf und verschwendet seine Zeit. Diese Zeit ist besser investiert, wenn man offen ist für die Welt, die einen umgibt, und sich auf sie einlässt.“
Abschluss
Diese Offenheit wird in der Apparatu Memoria Sumerland-App lebendig, denn mit dem neuen Live-Rollenspiel-Modus tauchen Spieler – auch ohne Kenntnis der Romane – in eine grenzenlose Welt ein, können ihrer Kreativität und ihren Ideen freien Lauf lassen und gemeinsam Teil eines größeren Ganzen werden.
Dieser Artikel ist erschienen bei:
LARPzeit.de