Turney vom Einhorn - Rollende Rösser und brechende Lanzen
Bereits auf der Webseite wurde ein hoher Anspruch der Veranstaltung angedeutet: Die Turney vom Einhorn sollte dort anknüpfen, wo andere engagierte Veranstalter vor Jahren den Grundstein für ein stimmungsvolles Spiel gelegt hatten.
Zu nennen ist in diesem Zusammenhang vor allem das Con Turniertage, das 2009 nach zweijähriger Vorplanung von einem zehnköpfigen Orga- und einem vielköpfigen Helferteam um Jan Dinspel umgesetzt wurde und einen Meilenstein in Sachen Ambiente und Turnierspiel setzte. Das kleinere Orga-Team um René Kohlstruck hatte sich also mit nur einem Jahr Vorbereitungszeit ein ambitioniertes Ziel gesetzt – und konnte trotz insgesamt guter Leistung leider nicht in allen Punkten überzeugen.
Als Turniergelände hatte sich die Orga für das Utopion in Bexbach entschieden, da dieses nicht nur ausreichend Platz für die Turnier- und Lagerflächen, sondern auch die notwendige Infrastruktur mit Strom- und Wasseranschlüssen und ausreichend festen Sanitäranlagen bietet.
Im Mittelpunkt der Turney standen die knapp 50 Turnierritter, die ein umfangreiches Programm mit Helmschau, Herausforderungen zu Fuß und Pferd, einem Buhurt, Gestampfe und Tanz- und Ambientespiel mit Adeligen erwartete. Die Umsetzung dieser Spielangebote war einerseits kostenintensiv, andererseits konnten nur die Ritter sie aktiv wahrnehmen und dabei im Rampenlicht stehen. Die Organisatoren hatten sich daher entschlossen, von den Turnierrittern einen deutlich höheren Teilnahmebeitrag als von anderen Charakteren zu fordern.
Highlight für die Ritter und Zuschauer dürfte die Tjostbahn gewesen sein.
Die Eigenkonstruktion, bei der die Pferde auf einem Schienensystem liefen, war für das Ambiente ein großer Gewinn. Auch eine Weiterentwicklung der Stechlanzen überzeugte: Um ritterliches Lanzenstechen ungefährlich und dennoch möglichst realistisch zu gestalten, wurden 2,7 Meter lange und leicht brechende Turnierlanzen aus Hartpapier-Rohr verwendet, bei denen nur die Handstücke massiv gefertigt worden waren. Neben den Rittern waren auch die Knappen und Pagen stark eingebunden und mussten zum Teil schauen, wie sie mit der knappen Zeit auskamen. Es galt zum Beispiel die Ritter beim Rüsten, Tjosten und beim Gestampfe tatkräftig zu unterstützen. Zudem konnten sie an einem eigenen Knappenturnier teilnehmen.
Das Programm für den Adel war zwar gut gefüllt, die Mägde, Knechte und das wenige restliche Volk mussten jedoch schnell nach eigener Zerstreuung suchen. Der Markt war zwar gut gestaltet, aber nach einem halben Tag besucht. Auch das Bogenschießen, Musik, Tanz, Kochwettbewerbe und die Gauklergruppe Mummenschanz und Puppentanz hielten nicht ewig als Unterhaltung vor. Insgesamt war das Angebot gut, bot aber zu wenig für vier volle Tage, sodass auch Kritik an der Höhe des Con-Beitrags für Nicht-Ritterspieler laut wurde.
Das Ambiente und die Ausstattung waren für die erste Veranstaltung ansprechend, auch wenn hier und dort noch Raum für mehr sein dürfte. Die Stimmung war leider streckenweise recht ruhig – es gab einfach zu wenig jubelnde Zuschauer an der Turnierbahn. Dazu trug auch die weiträumige Verteilung der Teilnehmer bei, die zu einem sehr in die Länge gezogenen Lager führte. Eine Zentrierung der Teilnehmer auf der Turnierwiese wäre der Stimmung sicherlich zuträglich gewesen.
Insgesamt war die Turney vom Einhorn eine gelungene Veranstaltung. Für die nächste Veranstaltung 2016 sind in puncto Ambiente und Ausstattung, Spielangebote, Lageraufteilung und in-time Organisation (Herold, Zeitplanung der Spielangebote) jedoch Verbesserungen wünschenswert, beziehungsweise notwendig. Auch für das Problem, dass zu wenig Volk anwesend war, sollte unbedingt eine Lösung gefunden werden.
Text: Tara Moritzen
Fotos: Turney vom Einhorn-Orga
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