„Ruhelos, mal derb, mal hold, der Spielmann webt und fuegt und schlaegt aus seiner Welt das Versengold, das er in Eure Ohren legt.“ So begrüßt die Band die Besucher auf ihrer Website. Was die Band bewegt, erfuhr Mara Kittel im Gespräch mit Malte Heuer (Snorre Snoerkelfrey), Thomas Heuer (Pinto von Frohsinn) und Alexander Willms (Hengest der Lange).
LARPzeit: Stellt Euch unseren Lesern doch erst einmal vor. Wer sind Versengold, und welche Instrumente spielt Ihr?
Pínto: Versengold besteht derzeit aus drei festen Mitgliedern. Das sind meine Kollegen Snorre Snoerkelfrey, Hengest der Lange und ich, Pínto von Frohsinn. Snorre dichtet, singt und spielt allerlei Flöten. Hengest spielt Fidel, Nyckelharpa, irische Bouzuki und vieles mehr. Ich singe, spiele Gitarrencister und vor allem die irische Rahmentrommel Bodhrán. In den letzten Monaten begleitete uns ferner auf so gut wie allen Konzerten unsere treue Gastmusikerin an Gitarre und Gesang: die Nette Mette.
LZ: Wie kam es zur Bandgründung, und welches Konzept steht hinter Versengold?
Snorre: 2003 haben ich und unsere ehemalige Sängerin uns tatsächlich in einer LARP-Taverne kennengelernt. Damals wurde der Grundstein zu Versengold gelegt. Später dazugekommene Musiker wurden am Wegesrand oder unter dem Tavernentisch aufgelesen. Konzept, was ist das?
LZ: Ab wann stand für Euch fest, mittelalterliche Musik zu machen? Was reizt Euch daran besonders?
Hengest: Alte Musikinstrumente üben in ihrem Klang, ihrer Optik und in der Handhabung einen besonderen Reiz aus. Wobei ich selbst auch für zeitgenössische Musik zu begeistern bin, die von Rock bis Jazz reicht.
Pínto: Ich habe vor Versengold schon ein paar erste Gehversuche im Bereich Mittelalter-Musik unternommen. Vor allem reizte mich nun das Singen in deutscher Sprache, das war damals ein echtes Novum für mich. Im Irish Pub singe ich oft mit einer Mischung aus starken irischen oder schottischen Akzenten. Die Leute haben sichtlich ihren Spaß, kommen aber nicht selten im Anschluss mit Fragen à la „Geiles Lied, worum ging es denn bitte?“.
Mit deutscher Sprache erreiche ich mein Publikum viel direkter, ich liebe es, die Reaktionen auf das quasi „direkt Gesungene“ in den Gesichtern ablesen zu können. Im Bereich Mittelalter kommt dies meines Erachtens gesteigert zum Tragen, da viele unserer Liedtexte einen „erzählenden Charakter“ besitzen und den Zuhörer ein wenig in eine andere Welt entführen können.
LZ: Woher nehmt Ihr die Inspirationen zu Euren Liedern und Texten?
Snorre: Von unseren Musen natürlich! Man muss sie nur lang genug belästigen, dann wollen sie einen auch irgendwann küssen.
Pínto: Ich reise sehr gern und viel. Dabei betrachte ich fremde Länder und die Art und Weise, wie die Menschen dort leben, mit größter Neugierde. Daraus kann man endlos Ideen schöpfen. Unser großer Dichter ist ja der Snorre. Der schreibt, mit wenigen Ausnahmen, alle unsere Texte.
LZ: Wie gestaltet sich dabei Euer kreativer Schaffensprozess. Gibt einer von Euch den Ton an? Oder steuert letztlich jeder zu gleichen Teilen bei?
Pínto: Oft haben wir einen Text als Grundlage und bauen darauf gemeinsam auf. Dabei nehmen wir die Lieder als „Zwischenprodukt“ immer wieder auf, gestalten so sukzessive gemeinsam den Feinschliff, bis alle zufrieden sind. Oder es steht eine stimmungsvolle Melodie im Raum, zu der Snorre „auf Bestellung“ passende Maßarbeit dichtet.
LZ: Viele der Mittelalterbands interpretieren oft altes Liedgut neu. Wie sieht das bei Versengold aus, greift Ihr ebenso häufig auf Altbewährtes zurück, stehen die Eigenkreationen eher im Vordergrund, oder seid Ihr um ein Gleichgewicht aus beidem bemüht?
Hengest: Wir verwenden nur komplett Selbstgeschriebenes. Zum Covern haben wir keine Lust. Bei denen, die von uns im Irish Folk tätig sind, gibt es genug zu lernen, was es schon gibt, um z. B. auf Sessions mitspielen zu können.
Pínto: Das verliert einfach auch ganz stark an Reiz, die alten Gassenhauer immer und immer wieder zu spielen. Dieser kreative Anspruch an uns und unsere Musik steht bei Versengold im Fokus. Manchmal kann er einem auch fast im Wege stehen, da man sich mit unserer Musik ein wenig länger beschäftigen kann. Sieht man dann aber die Leute bei unseren Konzerten doch aus voller Brust mitgrölen, weil sie unsere Musik kennen und mögen, kriege ich das Grinsen für den Rest der Show nicht mehr aus dem Gesicht.
LZ: Ist bereits ein neues Album geplant, oder geht es jetzt erstmal auf Tour, um das neue Liedgut unters Volk zu bringen?
Snorre: Wir touren jetzt erstmal durch die Lande und verbreiten unsere „Ketzerey“ auf Märkten und Bühnen. Allerdings arbeiten wir immer an neuen Stücken und somit auch immer an einem neuen Album. Geplant haben wir noch so manches …
LZ: Seid Ihr auch schon mal auf einem LARP-Event aufgetreten?
Snorre: Wie bereits erwähnt, begann ja alles sogar in einer LARP-Taverne! Auch in späteren Jahren haben wir fast jede Gelegenheit genutzt, um auf kleinen und großen Cons aufzuspielen. Das hat immer großen Spaß gemacht! Leider ist das dieser Zeiten organisatorisch immer schwieriger geworden, sodass solche Auftritte nur noch sehr selten stattfinden.
Pínto: Haha, in der besagten LARP-Taverne hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit dem Live-Rollenspiel. Das war überaus lustig, denn: Ich wusste das nicht! Ich dachte, ich wäre auf einer weiteren Mittelalterveranstaltung. Als ich dann immer wieder angespielt wurde, nahm ich jeden Dialog quasi für „bare Münze“ und dachte nach kurzer Zeit schon, dass wirklich alle in dem Laden einen Sprung in der Schüssel haben müssen. Naja, stimmt ja auch so ein klein wenig, oder? (lacht)
LZ: Apropos LARP, wie ist es eigentlich bei Euch selbst um Rollenspielerfahrung bestellt? Pen & Paper, LARP, Table-top, spielt Ihr selbst, habt Ihr mal gespielt, habt Ihr Freunde die spielen?
Snorre: Ich spiele Pen & Paper seit 93 und LARP seit 95, habe also einen langen und tiefen Bezug zum Rollenspiel. Es wird sich auch mein Leben lang nicht ändern, dass neben der Musik das Rollenspiel mein größtes Hobby bleibt. Sogar in meiner Diplomarbeit hat LARP eine große Rolle gespielt, aber das ist eine andere Geschichte.
LZ: Ihr seid ja auf der Suche nach einer neuen Sopranistin und gestaltet Eure Auftritte im Moment durch eine Reihe von Gastmusiker/innen. Was muss eine Dame denn mitbringen, um sich Eurem Haufen anschließen zu können?
Pínto: Liebe und Leidenschaft zur Musik. Technische Grundvoraussetzung sind ein solide ausgebildeter Sopran oder Mezzosopran sowie das Spielen minimal eines Instruments. Das wäre im Idealfall Gitarre. Optional wären weitere Instrumente, Ambitionen im Bereich „Songwriting“ und/oder Schauspiel überaus willkommen. Mehr Infos gibt es auf unserer Homepage.
LZ: Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft von Versengold? Woraus bestehen Eure Träume, Hoffnungen und Ziele für die Band?
Snorre: Wir wollen allesamt reich und schön werden!
Hengest: Der Bekanntheitsgrad soll wachsen, vielleicht entdeckt sogar jemand unsere Stärken für Filmmusik. Das würden wir auch sehr gerne machen.
Pínto: Ich freue mich auf die Sopranistin in spe. Und auf immer mehr und mehr Auftritte. Mich reizt die Arbeit im Studio, doch auf der Bühne fühle ich mich mit Abstand am wohlsten.
LZ: Wenn Ihr unseren Lesern noch etwas sagen wollt, ist dies die einmalige Gelegenheit! Also, berühmte letzte Worte?
Snorre: Ich möchte an dieser Stelle alle LARPer grüßen, die mit mir und uns durch die letzten – teilweise recht turbulenten – Versengold-Jahre gegangen sind. Danke für euren Hörgeschmack, eure Kritik und für eure lauten und manchmal auch schönen Stimmen, die uns die Jahre begleitet haben!
Text: Mara Kittel
Dieser Artikel ist erschienen bei:
LARPzeit.de