Was bedeutet es, menschlich zu sein? - Die Welt von Become Human
„We are alive, we are alive!“ – So erklingt es in einem Raum des Bunkers. Eine Gruppe Androiden und sogar einige Menschen haben sich eingefunden, um sich zusammenzuschließen. Die Verhandlungen zwischen ihnen sehen momentan nicht gut aus für die Androiden. Es muss etwas getan werden …
Dies ist eine Szene aus dem Larp Become Human. Es fand im September 2024 in Langnau bei Bern in der Schweiz statt, dauerte drei Tage und wurde in einer Zivilschutzanlage – also einem richtigen Bunker – gespielt. Vom 14. bis 17. August 2025 gibt es einen Re-Run. Er ist bereits ausgebucht, doch man kann sich auf die Warteliste setzen lassen. Das Larp wird von der Organisation „Nimmerland“ veranstaltet.
Die Welt von Become Human
Wir schreiben das Jahr 2038. Androiden gehören längst zum Alltag – sie arbeiten, pflegen die Menschen, kämpfen und dienen den Menschen. Doch nicht alle fügen sich still. Manche entwickeln ein eigenes Bewusstsein und ein Konflikt wächst: Was macht einen Menschen aus? Wer hat das Recht auf Freiheit?
Become Human spielt in einer Zukunft, in der die Grenze zwischen Mensch und Maschine verschwimmen. Inspiriert von Spielen, Serien und Filmen wie Detroit: Become Human, Westworld und Blade Runner, stellt das Spiel große Fragen über Moral, Macht und Identität und lässt die Spielenden ihre eigene Antwort finden.
Das Setting
Das Larp Become Human ist ähnlich aufgebaut wie das Computerspiel Detroit: Become Human. Viele Elemente dieses Spiels finden sich wieder. Zum Beispiel kann man die Bevölkerung für sich gewinnen – oder auch verlieren. Angezeigt wird dies auf Bildschirmen, die im Bunker aufgestellt sind.
Die Ausgangssituation des Larps ist jedoch eine andere als im Computerspiel: Es beginnt damit, dass die Androiden unter der Vereinigung ALM – die Bewegung Android Liberation Movement – einige wichtige Menschen und Androiden als Geiseln genommen hat, die sie als Druckmittel nutzt, um mit führenden Persönlichkeiten ins Gespräch zu kommen. Die Androiden wollen Rechte und Freiheit, darum dreht sich das Spiel.
Die Veranstaltung begann mit der Ankunft einer Delegation bedeutender Persönlichkeiten im Bunker, die Gespräche mit der ALM aufnehmen soll. Was werden die Androiden fordern – und werden sie es bekommen?
Die verschiedenen Fraktionen
Es gibt verschiedene Charaktergruppen, die man in spielen kann. Grundsätzlich ist man entweder ein Android oder ein Mensch. Es kann sein, dass man bereits im Bunker vor Ort ist – zum Beispiel als Geisel – oder dass man mit der Delegation eintrifft. Zu den verfügbaren Gruppen gehören: das ALM-Leadership (Führungspersönlichkeiten der Freiheitskämpfergruppe ALM(, Sicherheits- und Servicekräfte, Flüchtlinge, welche bei der ALM Schutz gesucht haben, oder Geiseln. Mit der Delegation kommen wichtige Führungspersönlichkeiten, Militärmitarbeitende und Spezialisten an. Mit der Ankunft der Delegation beginnen das Kennenlernen und die Verhandlungen.
Charaktere
Um passende Rollen für alle Teilnehmenden zu finden, verschickt die Orga einen ausgeklügelten Casting-Fragebogen. So wird für jede Person eine passende Figur gefunden.
Die Charaktere enthalten ausführliche Hintergrundgeschichten mit bestehenden Verknüpfungen zu anderen Figuren, sodass man nicht allein ins Spiel startet.
Jede Figur ist individuell gestaltet – mit Stärken, Schwächen, Ideologien und Spezialfähigkeiten, zum Beispiel können nur wenige Charaktere öffentlichkeitswirksame Medienbeiträge verfassen, die auf den Bildschirmen im Spiel erscheinen. Neben persönlichen Zielen und Geheimnissen erhält jeder Charakter Vorschläge für mögliche Entwicklungen.
Emotionale Spannungsfelder
Become Human ist kein Sandbox-Spiel. Die Orga bringt gezielt Elemente ins Spiel, die die Verhandlungen und Dynamiken beeinflussen. Es gibt jedoch kein festgelegtes Ende: Jede Figur reagiert individuell auf die Ereignisse, wodurch sich zahlreiche mögliche Ausgänge ergeben. Darum wird sich der zweite Run vom ersten unterscheiden.
Die Charaktere vertreten unterschiedliche Positionen zur Frage der Androidenrechte: von radikalen Freiheitskämpfenden bis hin zu jenen, die Androiden für dumme Maschinen halten.
Jede Figur sucht ihren eigenen Weg durch die moralischen und politischen Spannungsfelder des Spiels.
Das Spiel
Je nach Rolle und Fähigkeiten ist das Spielerlebnis sehr unterschiedlich. Während sich Delegationen und Spezialisten und Spezialistinnen in Verhandlungen befinden, laufen im Bunker viele parallele Handlungsstränge ab. Man kann das Larp also problemlos mehrfach spielen und dabei ganz neue Perspektiven erleben.
Am Schluss wird bekanntgegeben, was in den Verhandlungen beschlossen wurde, und die Charaktere können entsprechend reagieren.
Fazit
Ich habe beim ersten Run die NSC-Rolle einer Charakterschreiberin gespielt und werde diese Rolle beim zweiten ebenfalls übernehmen. Dadurch habe ich miterlebt, mit welcher Hingabe die Orga dieses Spielkonzept umgesetzt hat: von den durchdachten Charakteren über das individuelle Casting bis hin zu Requisiten und Kostümen, die das Spiel atmosphärisch machten. Alles war bis ins Detail geplant.
Die Spielenden tauchten tief in ihre Rollen ein und befassten sich intensiv mit moralischen Fragen, die sie über das Ende des Larps hinaus begleiteten.
Text: Corinne Senn
Bilder: LarpReporter
Info: Der nächste Run findet vom 14. bis 17.8.2025 statt, möglicherweise wird es noch einen weiteren Termin in 2026 geben.
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