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LARPzeit deckt auf: Interview mit der Anti-Authentischen Front

und CSI LARP

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Kategorie: Konzepte News/Blog Sonstiges Veranstaltungen

Die Anti-Authentische Front, eine von der berüchtigten LARP-Polizei scharf verfolgte Untergrundorganisation, vereinigt die Befürworter eines radikalen LARP-Spielkonzepts. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen der Kontaktaufnahme hatten wir nun endlich Erfolg:

Wir sprachen mit ihrem Anführer, dessen wirklichen Namen wir nicht verraten dürfen. Nennen wir ihn einfach Jochen.

 

LZ: Also, Jochen. Es war ja nicht so einfach, mit dir Kontakt aufzunehmen. Wieso die ganze Heimlichtuerei?

Jochen: Weil wir schweren Verfolgungen ausgesetzt sind. Wenn mein wahrer Name erst einmal bekannt würde, könnte ich mich doch auf keinem Con mehr sehen lassen.

 

LZ: Na gut, aber warum tut ihr euch dieses Leben als Outlaws an?

Jochen: Dazu muss man die Hintergrundgeschichte kennen. Ich habe vor 20 Jahren mit LARP begonnen. Damals war es noch einfach. Die Schwerter waren Besenstiele. Dadurch kam es auch zu den berühmten Blumenkohlohren, wenn man mal falsch traf. Die Gewandungen waren alle selbstgemacht, der Met manchmal grün – wir haben ihn trotzdem getrunken –, die Con-Gelände noch … eine Herausforderung. Aber wir hatten eine Menge Spaß. Es ging uns darum, gemeinsam Spaß zu haben.

 

LZ: Und heute?

Jochen: Heute ähnelt ein Con mehr einem Cluburlaub. Du kaufst dir vorher schicke Klamotten und tolle Gegenstände, die Orga trägt dir auf dem Con den Arsch nach, und am Ende brauchst du nur deinen Koffer zu packen und zu fahren. Wo bleibt da das Gemeinsame? Ich habe nichts dagegen, wenn andere das machen wollen. Ist okay. Was mich nur stört ist, dass es nur noch diese Schiene gibt und wir Alt-LARPer diskriminiert werden.

 

 

LZ: Diskriminiert? Übertreibst du da nicht etwas?

Jochen: Doch, doch! In quasi jeder Anmeldung ist doch ein Angriff auf uns. Und gelästert wird bis zum Geht-nicht-mehr. Schlechte Gewandung und so. Deswegen habe ich die Anti-Authentische Front gegründet. Eine Heimat für alle, die noch richtiges kerniges LARP ohne Elite-Getue mögen. Die halt nicht den Geldbeutel für 1.000-Euro-Kostüme haben. LARPer, die noch Verantwortung fürs LARP übernehmen, mit allen Facetten, bis hin zur Ökobilanz.

 

LZ: Verantwortung fürs LARP – ist das nicht ein bisschen dick aufgetragen?

Jochen: Es ist doch folgendermaßen: Eigentlich machen wir doch alle LARP. Theoretisch. Live Action Roleplaying. Aber guck dir mal die ganz normale Hofhaltung an. Da ist nix mit Action. Da ist eigentlich auch nix mit Live. Das ist doch nur tragisch. Da steht LARP für Langeweile, Aitelkeit, Rollenspiel, Pillepalle. Das ist für mich kein LARP. Aber so etwas gräbt uns das Wasser ab. Und deswegen wehren wir uns. Widerstand ist erste LARPer-Pflicht. Die High-Budget-LARPer haben Zeit und Geld und bestimmen damit Zeitschriften und Foren. Wir Low-Budget-LARPer hingegen müssen uns etwas anderes einfallen lassen.

 

LZ: Du sprichst häufig von Geld.

Jochen: LARP ist zum Beruf geworden. Da wollen Dutzende dran verdienen. Allein, was der LARP-Adel in Gewandungen reinsteckt … Und vieles ist einfach nur noch Gelddruckmaschine. Warum werden unsere alten Pömpfen (Kernstab, Rohrisolierung, Pattex und Tape) denn verteufelt? Das liegt nicht an Sicherheit oder realistischer Führung, da sind die alten Waffen den heutigen überlegen. Auch Aussehen – da wird ein Heiden-Brimborium drum gemacht, aber: Wer eine moderne LARP-Waffe mit einem echten Schwert verwechselt, sollte mal die Brille wechseln. Dahinter steckt einzig und allein eine Verschwörung der LARP-Händler, die ihren Umsatz in die Höhe treiben wollen!

 

 

 

LZ: Du hast vorhin die Ökobilanz erwähnt.

Jochen: Schon alleine ein Kettenhemd ist von der Ökobilanz her doch der Super-GAU. Der Stahl kann für weitaus sinnvollere Sachen verwendet werden. Wenn man es selbst macht, ist es auch nicht sinnlose Zeitverschwendung. Wenn man es kauft, dann sorgt man für die Ausbeutung armer indischer Kinder. Da lob ich mir mein Strickkettenhemd: billiger, nachwachsender Und es ist doch einfach nur schön, wenn Stricken nicht von allen in unserer Gesellschaft verlernt wird.

 

LZ: Plant ihr auch größere Aktionen?

Jochen: Nein. Wir sind einfach da und können nicht ignoriert werden. Wir gehen auf Hofhaltungen, auf Abenteuercons, egal. Besonders auf Großcons, das sieht man auch. Dadurch, dass wir da sind, ziehen wir dieses scheinbare Niveau runter. Unsere Mitglieder sind kleine, autonome Einheiten. Da bräuchte man schon einen Schäuble-Trojaner, um uns als Vereinigung zu packen.

 

LZ: Wie seid ihr organisiert?

Jochen: Wie jeder LARPer heutzutage, im Internet. Wir haben ein geheimes Forum,

in dem wir unsere Aktionen besprechen. Da kommt man natürlich nur rein, wenn

eines unserer Mitglieder für einen bürgt.

 

LZ: Und was macht ihr auf Cons?

Jochen: Wir spielen einfach und sind da. Man merkt es, ganz unterschwellig, wenn

zehn oder mehr von uns da sind, weil wir uns einfach durch bodenständiges LARP

hervortun. Und auf jedem LARP kriegen wir neue Mitglieder.

 

LZ: Wir bedanken uns für das Gespräch. Vielleicht sieht man sich ja mal auf einem Con.

Jochen: Geh davon aus: Wir haben uns schon mal getroffen.

 

 

CSI LARP

Die Kurzgeschichte mit der Rätselfrage

 

„Sag mal, wonach spielen wir eigentlich?“ Tom hielt sein DragonSysClassic- Regelwerk und das Liber Magicae hoch. „Habe ich immer dabei. Brauchst du es?“ „Nee, lass mal“, antwortete Werner. „Still, da ist was“, raunte ihnen Willy zu, zeigte zur Wegbiegung und ver schwand im Gebüsch. Tom (bzw. „Flambelius der Magier“) ließ schnell die Regelwerke verschwinden, während Werner (alias „Gorg der Schlächter“) sich zwei Meter weiter breitbeinig auf den Weg stellte, die zweihändige Streitaxt kampfbereit in den Händen. Und da kamen sie auch schon angestürmt. Orks, wie man ganz klar an der braunen Schminke in den Gesichtern erkannte. Glücklicherweise waren es nur fünf. Gorg begann auszuteilen. „2, 2, 2, 2.“ Währenddessen warf Flambelius rote Schaumstoffbälle – Feuerbälle, die eine tiefe Schneise in den Orkangriff schlugen. Und dann war da noch Willy („Der Schatten“), der sich von hinten unbemerkt an den wild gestikulierenden Orkschamanen heranschlich. Gerade als dieser seinen Furchtzauber auf den entsetzten, fünf Meter entfernt kämpfenden Werner sprach, tippte Willy ihn mit seinem Dolch an und fl üsterte ein triumphierendes „Gemeuchelt“ in sein Ohr. Wie vom Blitz getroffen und mit einem gurgelnden Geräusch fi el der Schamane um. „Spielstopp“ schrie in diesem Moment der Spielleiter, der auf dem gegenüberliegenden Hang das Geschehen betrachtet hatte. Die Kämpfer senkten ihre Waffen und blickten hinüber. „So geht das aber nicht. Wir spielen hier nach Regeln.“ Stimmt. Aber was hatte der Spielleiter zu bemängeln?

 

Auflösung:
ziemlich viel ... Feuerbälle werden nach DragonSys-Classic bzw. Liber Magicae als Wasserbomben dargestellt, Zweihänder machen nur einen Punkt Schaden, Furcht ist ein Berührungszauber, und beim Meucheln muss man unbedingt die Stufe der Fertigkeit ansagen. Nebenbei: Orks sollten laut Regelwerk eher grün geschminkt sein.
 

Carsten Thurau

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