Wer hat nicht schon einmal davon geträumt: Als mächtiger Magier, starke Kriegerin oder gerissener Dieb nachts durch dunkle Gänge oder einen unheimlichen Wald zu schleichen, heldenhaft gegen Orks und andere Monster zu kämpfen und anschließend in der Taverne von den erlebten Abenteuern zu berichten? Einen Weg, diesen Träumereien etwas näher zu kommen, bietet das Hobby Live-Rollenspiel.
Live-Rollenspiel, auch LARP genannt (von Live Action Role Playing), stammt ursprünglich aus England und den USA und findet seit Anfang der 90er Jahre auch in Deutschland eine wachsende Anhängerschaft. Wie beim Pen & Paper oder im Computerrollenspiel schlüpfen die Teilnehmer bei einem Live-Rollenspiel in die Rollen von selbst ausgedachten Charakteren. Allerdings geht die Darstellung im LARP deutlich weiter. Die Spieler tauschen ihre Alltagskleidung gegen passende Kostüme, Rüstungen und Waffen und tauchen in spannende Abenteuer ein - für ein paar Stunden, ein ganze Wochenende oder sogar länger. Es gilt Rätsel zu lösen, Gefahren zu bestehen und gemeinsam mit den Mitspielern die Stimmung des Spiels zu genießen. Durch das Zusammenwirken von vielen unterschiedlichen Charakteren entsteht für alle Beteiligten eine spannende Geschichte in einer lebendigen Welt. Als Spielorte sind mittelalterliche Burgen oder abgelegene Jugendzeltplätze im Wald sehr beliebt. Die richtige Atmosphäre wird dabei durch aufwändige Requisiten und Kulissen unterstützt.
Meistens organisiert die Spielleitung, d.h. der Veranstalter, passend zum Thema einen Plot, als Ausgangspunkt der Handlung. Das kann zum Beispiel eine raffinierte politische Intrige sein, in der ein Mordkomplott gegen den König verhindert und eine Rebellion aufgedeckt werden soll. Wie sich diese Geschichte auf dem Spiel weiterentwickelt, bestimmen die Teilnehmer selbst. Einige werden versuchen, den Mord zu verhindern und die Hintermänner zu enttarnen. Andere entscheiden sich, sich der Sache der Rebellen anzuschließen. Und wieder andere kümmern sich gar nicht um die Jagd nach dem Mörder, sondern feiern mit ihren Freunden in der Taverne. Damit auf jeden Fall Spannung entsteht kann die Spielleitung mit Hilfe von Statisten, den so genannten NSCs ins Geschehen eingreifen – spätestens wenn eine Horde marodierender Orks vor den Toren steht, werden auch die fröhlichen Zecher ihre Feier unterbrechen ...
Allgemein kann man von etwa 10.000 bis 30.000 aktiven Live-Rollenspielern ausgehen, deren Altersdurchschnitt irgendwo zwischen 20 und 30 Jahren liegt. 2006 gab es bereits mehr als 600 öffentlich ausgeschriebene Veranstaltungen in Deutschland. Die meisten Events werden ehrenamtlich von Vereinen organisiert und sind daher vergleichsweise günstig. Ein Wochenendspiel in einer Jugendherbergsburg mit Vollverpflegung kostet beispielsweise meist zwischen 70,- und 100,- Euro. Die Ausrüstung wie Kostüme und Waffen kann man entweder kostengünstig selbst basteln oder kaufen - es gibt eine ganze Reihe toller Läden, und Versandgeschäfte die LARP-Equipment im Angebot haben.
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