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Ninas Larp Guide

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Kategorie: Im Gespräch

Im normalen Leben ist Nina Brudegam Erzieherin in einer Grundschule, im Larp ist sie als Hexenjägerin, Ritterin oder Spielfrau (mit Gitarre) unterwegs – und auch mit ihrer Kamera. Anfang 2018 hat die 22-jährige Berlinerin damit begonnen, in ihrem Youtube-Kanal Ninas Larp Guide Videos über Larp zu veröffentlichen. Für die Zauberwelt befragte Tara Moritzen sie zu ihrer Motivation, ihrer Arbeitsweise und ihren Larp-Vorlieben.

Zauberwelt: Welche Idee steckt hinter Deinem Youtube-Kanal?

Nina Brudegam: Die Idee hinter Ninas Larp Guide war, Einsteigern eine Übersicht in Videoform zu liefern. Als ich vor drei Jahren mit Larp anfing, gab es so gut wie keinen deutschen Videocontent zum Thema. Als Einsteiger ist man total überfordert und hat tausend Fragen. Ich dachte dann: Hey, ich probiere es jetzt einfach selbst und nehme das in die Hand. Mittlerweile habe ich ein paar andere Kollegen auf Youtube-Deutschland. Es freut mich, dass das Thema Larp an Popularität gewinnt. Youtube ist eine der wichtigsten Plattformen im Internet. Genau aus diesem Grund versuche ich, meine Inhalte in Videoform an Einsteiger und andere Interessierte weiterzugeben.

ZW: Für Dein Konzept hast Du verschiedene Video-Kategorien erstellt. Welche Absicht steckt dahinter?

Nina: Grundlegend habe ich mit den Wiki-Videos begonnen – Wiki wie in der Lexikonplattform Wikipedia, nicht Wikinger. Das sind Videos, in denen ich Larp-Grundlagen wie einzelne Begriffe oder Konzepte erkläre. Aber mir war von Anfang an klar, dass ich auch über andere Bereiche, die zum Larp gehören, sprechen will. Darum habe ich verschiedene Kategorien auf meinem Kanal eingeführt. Einerseits einfache Erklärvideos, andererseits Tutorials zum Nähen. Ab und zu erzähle ich einfach von meinen eigenen Erfahrungen oder zeige Produkte, die ich mir selbst gekauft oder in Kooperation mit einem Unternehmen erhalten habe. Egal, um welche Kategorie es geht: Es ist mir wichtig, meine eigene Meinung und Erfahrungen weiterzugeben. Was die Zuschauer dann damit machen, bleibt ihnen überlassen. Die Kategorien auf meinem Kanal sind als Orientierung gedacht. Nicht jeder sucht nach Nähanleitungen oder Con-Berichten. Mancher möchte einfach nur reines Wissen haben. So ist für jeden etwas dabei.

ZW: Wie entscheidest Du Dich für Deine Themen? Machst Du, was Dir gerade in den Sinn kommt? Gibt es einen langfristigen Plan? Bindest Du Deine Zuschauer ein?

Nina: Es gibt Themen, die ich von mir aus gerne zeigen will. Es gibt Themen wie zum Beispiel Nachhaltigkeit, die ich ab und zu ansprechen möchte.

Da mein Kanal aber aus der Idee entsprungen ist, Anfängern den Einstieg ins Larp zu erleichtern und ihnen eine Wissensgrundlage zu geben, frage ich ab und zu meine Zuschauer nach Themen, die sie beschäftigen und über die sie noch mehr wissen wollen.

Ich versuche, eine gute Balance zwischen Themen, die mich interessieren und die mir wichtig sind, und Themen, die meine Zuschauer sehen wollen, zu finden.

ZW: Wie lange sitzt Du an einem Beitrag und was musst Du dabei alles beachten, bevor das Video bei Youtube erscheint?

Nina: Das ist ganz unterschiedlich, je nachdem, um welches Thema es geht und wie lang das Video wird. Die Vorbereitungs-, Dreh- und Bearbeitungszeit bei einem normalen rund fünfminütigen Video beträgt ungefähr drei bis vier Stunden.

Auf meinem Kanal finden sich aber auch andere Videos. So hat das Video vom DrachenFest 2018 eine Länge von etwa 25 Minuten, und es hat bis zur Fertigstellung mehrere Tage gedauert. Man filmt ja immer viel mehr Material, von dem nur ein Bruchteil im fertigen Video zu sehen ist.

Man gewöhnt sich zwar mit der Zeit diese Video-Routine an, allerdings macht man trotzdem ständig Fehler. Manchmal vergisst man eine oder zwei Informationen oder artikuliert sie anders, als man es ursprünglich wollte. Eigentlich fällt mir in jedem Video nach dem Upload etwas auf, das ich eigentlich anders machen oder sagen wollte, aber ich denke mir dann immer: Ich bin auch nur ein Mensch. Man kann nicht alles richtig und vor allem es nicht jedem Recht machen.

Und dann ist da die Sache mit dem Datenschutz und der Kooperationskennzeichnung. Ich würde gern öfter auf Veranstaltungen filmen, nur leider kommt einem der Datenschutz oft in die Quere. Es gibt immer jemanden, der etwas dagegen hat, gefilmt zu werden – was ich natürlich respektiere. Nicht jeder möchte im Internet landen. Und wenn man dann doch mal eine Kooperation mit Firmen hat, bleibt immer die Frage Wie kennzeichne ich das jetzt noch mal genau? Es gibt zwar Richtlinien, jedoch immer noch keine offiziellen Regeln ...

Also viele kleine Dinge, die man beachten muss, wenn man vorhat, ein Video zu drehen. (Für die, die immer behaupten, dass das so einfach wäre … hihi)

ZW: Bist Du nicht nur im Bild, sondern auch für Kamera und Schnitt verantwortlich, oder gibt es Mitstreiter hinter den Kulissen?

Nina: Ja, grundsätzlich mache ich alles alleine. Skript schreiben, Kamera einstellen und Drehen, Schneiden, Thumbnails bearbeiten und hochladen.

Hier und da habe ich Hilfe von Freunden und von meinem Partner bekommen. Die müssen aber nur dann einspringen, wenn ich etwas nicht alleine machen kann.

ZW: Welche lustigen oder weniger lustigen Pannen sind Dir schon passiert?

Nina: Nervig sind natürlich die Momente, in denen man eine halbe Stunde Videomaterial aufgenommen hat, um dann festzustellen, dass man nicht auf Aufnahme gedrückt oder das Mikro eingeschaltet hat. Aber so etwas passiert ...

ZW: Gab es Reaktionen von Zuschauern, die Dich besonders gefreut, überrascht oder geärgert haben?

Nina: Uff, natürlich kam schon alles vor. In 90 Prozent der Fälle bekomme ich sehr positive Rückmeldungen. Besonders von Larp-Einsteigern, die dankbar für meine Videos sind, aber auch von älteren Hasen, die es gut finden, dass Larp mittlerweile immer mehr Aufmerksamkeit bekommt, -und sich freuen, dass wir Frischlinge einen erfrischenden Wind in das Hobby bringen.

Natürlich haben mich auch schon negative Kommentare erreicht. Oft handelt es sich dabei zwar nur um eine andere Meinung des Zuschauers, der meine Meinung nicht unbedingt akzeptieren will, aber ich habe auch schon ein-, zweimal wirklich beleidigende Kommentare bekommen. Auf so etwas versuche ich, in der Regel gar nicht einzugehen. Klar, konstruktiv zu diskutieren ist nicht leicht, dennoch versuche ich, mit meinen Zuschauern und deren Meinungen respektvoll umzugehen. Im Gegenzug erwarte ich das aber auch. Die Welt ist bunt, und so sind es auch die Meinungen. Wir sollten uns öfters an die eigene Nase fassen und reflektieren, wie wir auf andere wirken. Dann kann sich ein respektvolles Miteinander entwickeln – und natürlich gilt das für das Larp auch.

ZW: Gibst Du nur Deine Erfahrungen aus Sicht als SC wieder? Oder bist Du auch als NSC auf Cons?

Nina: Aktuell spreche ich nur aus meinen Erfahrungen als Spielerin heraus. Im Herbst werde ich allerdings zum ersten Mal eine NSC-Rolle spielen. Bis jetzt hatte ich immer großen Respekt davor, als NSC auf ein Con zu gehen. Das ist meinem Biorhythmus geschuldet. NSCs leisten viel und schlafen meist wenig beziehungsweise gehen spät ins Bett. Meine erste NSC-Rolle ist unter anderem aus einem meiner SC-Charaktere entstanden. Die Rolle werde ich als NSC über mehrere Cons bespielen. Ich bin gespannt wie ein Bogen!

ZW: Wo wir gerade bei Deinen Erfahrungen als Spielerin sind – was war für Dich die größte Herausforderung im Rahmen eines Cons?

Nina: Out-time war meine größte Herausforderung auf jeden Fall das DrachenFest 2018. Wir erinnern uns: Lasersonne, 40 Grad und keine Abkühlung in Sicht – und Nina sitzt im Lager mit einer Lungenentzündung. Das habe ich allerdings erst nach dem Con erfahren, bis dahin dachte ich, ich hätte einfach nur Husten. Jeder Gang zur Toilette, jeder Gang in die Stadt oder zum Wasserholen erforderte viel Energie.

In-time hatte ich einige Herausforderungen, die nicht miteinander vergleichbar sind. Aber die häufigste Ursache für Herausforderungen im Spiel ist die Schüchternheit. Das erste magische Ritual, der erste gespielte Akzent oder einfach das erste Mal Konfliktspiel. Mit jedem Con wird man gelassener. Aber natürlich ist alles Neue, alles, was man vorher noch nie ausprobiert hat, erstmal eine Herausforderung. Aber ich habe gelernt: Einfach machen! Wenn es blöd ist, kann man es danach immer noch sein lassen.

ZW: Welche Rollen würden Dich (noch) reizen?

Nina: Was mich schon immer gereizt hat, sind magiebegabte Charaktere. Ich habe schon verschiedene Konzepte ausprobiert, bis jetzt haben sie mir dann auf dem Con aber keinen Spaß gemacht. Genau deshalb könnte ich mir vorstellen, genauso ein Konzept als NSC auszuprobieren, die böse Hexe zum Beispiel. Ein weiteres Konzept, das ich ausprobieren will und das auch für nächstes Jahr geplant ist, ist eine Elfe im orientalischen Stil, die als Spielfrau mit ihrer Klampfe umherzieht.

ZW: Was machst Du, wenn Du einmal nicht auf einem Con bist?

Nina: In meiner Freizeit? Natürlich nähe und bastle ich ungemein viel fürs Larp. In der Hauptsaison nimmt das den Großteil meiner Freizeit ein. Unter Druck bin ich einfach viel kreativer – deshalb in der Saison und nicht außerhalb … Und wenn ich in der restlichen Freizeit nicht gerade Sport mache oder Videos drehe, gehe ich unglaublich gerne in die Natur. Ich denke, das ist für mich der heilendste Aspekt meiner Freizeit. Ich könnte mich stundenlang in einem Wald aufhalten und die Ruhe und den Einklang genießen. Wenn das Wetter dann doch mal besonders schlecht ist, nutzen meine Freunde und ich die Zeit zum Pen and Paper- oder Brettspiele-Spielen.

ZW: Schon Pläne, wie es mit Ninas Larp Guide weitergeht?

Nina: Grundsätzlich bin ich schon mal total froh, wie sich der Kanal entwickelt hat. Ninas Larp Guide ist in einem Jahr so gewachsen, das hätte ich nie geglaubt. Besonders die vielen Nachrichten der Dankbarkeit motivieren mich ungemein. Für die Zukunft sind auf jeden Fall Streams geplant, in denen ich gemeinsam mit anderen Larpern über die verschiedensten Themen spreche. Ich möchte aber auch mehr Eindrücke von Veranstaltungen liefern – als Neuling kann man sich unter Larp ja die verrücktesten Dinge oder eben nichts vorstellen. Und zu guter Letzt möchte ich einen Einblick in die Spielerszene geben, Konzepte vorstellen – vielleicht auch einmal zeigen, wie Veranstalter arbeiten. Kurz gesagt, zeigen: Das ist Larp.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Zauberwelten Herbst 2019

 

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