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Perücken 1x1 und hoch 2 von Kukkii-San

Perücken für Cosplay und LARP

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Kategorie: Books/Bücher DIY

Vermutlich kennt ihr das auch: Man hat einen Charakter für Cosplay oder LARP gefunden, doch die Frisur des Charakters ist so ganz anders, als das, was man selber auf dem Kopf hat, was nun? Nun, entweder wartet man ein paar Jahre bis die Haare so gewachsen sind, schneidet sie entsprechend oder, man arbeitet mit einer Perücke oder Haarteilen. Kukkii-San hat sich entschieden mit Kunsthaarperücken für Cosplay zu arbeiten und teilt ihre Erfahrungen in Ihren Büchern.

Das Perücken 1x1 ist ein nettes Heftchen für alle, die zum ersten mal eine Perücke kaufen und benutzen wollen. Es stellt ein paar Unterschiede zwischen den gängigen im Handel üblichen Perückenarten und Kunsthaararten vor, sodass man sich zwischen den verschiedenen Sorten besser zurechtfindet: Grob gesagt, gibt es verschiedene Kunsthaarfasern, die sich vor allem darin unterscheiden, ob und in welchem Masse sie mit Hitze formbar sind, ohne Schaden zu nehmen. Auch Glanz und Anfälligkeit fürs Verfilzen sind zu beachtende Faktoren. Die Autorin führt außerdem aus, weshalb sie Kunsthaar dem Echthaar vorzieht. Wobei ich als gelernte Maskenbildnerin die Behauptung, dass Echthaar sich nicht so vielseitig stylen lassen würde wie Kunsthaar, nicht unterstützen kann. Aus Kostengründen und wegen der einfacheren Handhabung würde ich aber ebenfalls Kunsthaar für Cosplay empfehlen.

 


Mit den Anleitungen in diesem ersten Heft kann man sich gut orientieren, auch wenn es immer auch andere Wege gibt, das entsprechende Ziel zu erreichen. Manche Abschnitte hätte ich mir ausführlicher oder mit mehreren unterschiedlichen Methoden gewünscht, wie etwa für das Hochstecken der Haare, im Fachjargon auch "Schneckeln" genannt, für die Vorbereitung zum Perückentragen und das Feststecken dieser. Auch hätte das Perückenschneiden etwas mehr und ausführlicher behandelt werden können und nicht nur am Rande erwähnt werden sollen. Aber trotzdem, ist es bietet das Heft einen guten ersten Einstieg, wenn man noch keine oder nur sehr wenig Ahnung hat. Mehr geht ja bekanntlich, aber immer und irgendwo muss man ja anfangen.

 


Perücken hoch²  ist das zweite Buch aus der Reihe von Kukkii-San. In manchen Anleitungen setzt es die Grundlagen des ersten Bandes voraus, oder wenigstens, dass man nicht zum ersten Mal eine Perücke in der Hand hat.

Im Buch geht es ziemlich flott los mit Projekten, ohne vorher die Schritte aus dem Perücken 1x1 nochmals zu erklären, es wird nur teils darauf verwiesen, dass die Grundlagen dort zu finden sind. So gesehen, ist es ein Projektarbeitsbuch für Leute, die bereits wissen, was sie mit ihrer Perücke für eine Frisur realisieren wollen, aber noch nicht ganz, wie sie das hin bekommen.
Die Erklärungen sind gut bebildert und beschrieben. Man kann den Anweisungen Schritt für Schritt folgen, auch wenn man anfangs Geduld haben muss, da Haare (auch Kunsthaare) ein Eigenleben haben. Wie meine Ausbildnerin immer sagte: "Sei lieb zum Haar, dann ist es lieb zu dir."

 


Perücken hoch² widmet sich vor allem den Zopffrisuren und Frisuren, die auf einem Zopf, beziehungsweise einem Stubbing (kurz abgeschnittener Zopf) basieren. Zum Beispiel die runden Haarkugeln (Odango) wie bei Bunny in Sailormoon, auch wenn Bunny nicht direkt als Projekt enthalten ist. Perücken schneiden sowie offene Haarfrisuren werden erst im dritten Buch behandelt (Wigs 3D, zur Zeit noch nicht auf Deutsch erhältlich).

 

Am meisten an diesem zweiten Buch konnte mich das Projekt überzeugen, in dem erklärt wird, wie man am Hinterkopf Scheitel einbaut, da dies gutes Wissen ist, um Kunsthaarperücken aufzuwerten und universeller zu verwenden. Die meisten Kunsthaarperücken sind sogenannte Tressenperücken. Tressen bezeichnet verschieden lange Stücke von Haar (oder Kunsthaar) welche von Hand auf Faden gewebt oder maschinell genäht werden. Gekaufte Perücken sind fast immer maschinell genähte Tressen, welche auf eine Montur (sozusagen das Gerüst der Perücke, das fast wie eine Mütze auf dem Kopf sitzt) mit Abstand zueinander in Reihen genäht werden. Dadurch entstehen gerade bei günstigen Modellen, an denen bei der Menge an verarbeitetem Haar gespart wird, schnell Löcher, in welchen die Montur hervorblitzt. Durch diese Methode, Haare sozusagen an kritischen Stellen hinzuzufügen (z. B. im Projekt für einen Scheitel) kann man das Ganze aufwerten und unschöne Stellen verstecken.

 



Meine größte Kritik hingegen kommt von meinem jahrelang von den Theaterbühnen sicherheits-geschultem Herz. So wird viel geklebt und in oben genannter Anleitung für zusätzliche Scheitel auch die Kunstfaser der Haare zusammengeschmolzen. Dabei wird jedoch nicht erwähnt, dass man unbedingt auf eine gute Belüftung achten und allenfalls auch eine Maske gegen Dämpfe und Lösemittel tragen sollte. Auch das die Ninja-Ponytail-Anleitung auf Aluminium und Schraube als Gerüst in der Perücke fußt und Thermoplaste wie Worbla und Co. nur am Ende als Alternative erwähnt werden, macht mir etwas Bauchschmerzen, da ich Worbla und Co. immer dem Metallvorgehen vorziehen würde.

Hat man schon etwas Erfahrung im Umgang mit Perücken und weiß, dass eine gewünschte Frisur in dem Buch als Projekt behandelt wird, hat man eine gute Grundlage, um die Frisur selber umzusetzen und voller Stolz tragen zu können. Denn wir wissen, wenn wir Dinge selber machen, sind wir am Ende immer etwas stolzer über Komplimente und auf uns selbst.

 

 Text: Fiona Sereina Köther-Styner

 

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