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Lederpflege

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Kategorie: News/Blog Sonstiges Tipps

Leder spielt bei Larp-Ausrüstungen eine große Rolle: an Rüstungen, Fellen oder Schuhwerk ist es häufig zu finden. Selbst an Metallrüstungen findet es sich als Riemen wieder. Damit man lange Freude an seiner Ausrüstung hat, ist eine richtige Pflege und Lagerung der Lederteile sinnvoll und wichtig.

 

Was ist Leder überhaupt?

Leder ist die (gegerbte) Haut eines Tieres. Aber Leder ist nicht gleich Leder. Für das stabilere Narbenspalt oder Oberspalt gibt es mehrere Begriffe: Oberleder, Glattleder oder – im Larp-Kontext – Rüstleder. Erkennbar ist es daran, dass es an einer Seite glatt und auf der anderen Seite rau ist, die typische Lederstruktur, die wir kennen. Der untere Spalt, der auf beiden Seiten rau ist, wird in der Gerberei als Fleischspalt geführt. Allgemein ist es als Spalt- oder Veloursleder bekannt. Dieses ist weniger stabil als Narbenspalt und entsprechend günstiger. Um diesen Beitrag übersichtlich zu halten, werde ich im Folgenden die Begriffe Oberleder für das hochwertige Narbenspalt und Spaltleder für das günstigere Fleischspalt verwenden.

Was zeichnet gutes Leder aus?

Gutes Leder erkennt ihr am typischen Ledergeruch. Habt ihr einen beißenden oder unangenehmen Geruch in der Nase, wenn ihr am Leder riecht, wurde es womöglich günstig gegerbt und hat noch chemische Rückstände. Am besten ist es, wenn ihr Leder nehmt, das für den orthopädischen Bereich geeignet ist. Dieses ist manchmal zwar etwas teurer, aber es ist deutlich gesünder als Leder, in dem noch chemische Rückstände wie Chrom stecken. Und jetzt mal ehrlich: Wer will schon in einer Klamotte herumrennen, die irgendwelche chemischen Stoffe enthält, die vermutlich gesundheitsschädlich sind? Also einfach vor dem Kauf am Leder riechen und den Verkäufer fragen, woher das Leder kommt und ob es für den orthopädischen Einsatz geeignet ist.

Oberleder – Spaltleder – Kunstleder

Die Haut eines Tieres ist unterschiedlich dick. Rinder haben zum Beispiel eine fünf bis zehn Millimeter starke Haut. Kunden wollen üblicherweise eine Lederhaut haben, die möglichst überall gleich dick ist. Auch wenn eine Rüstung aus zehn Millimeter dickem Leder im ersten Moment interessant klingt, wäre sie nur schwer tragbar. Derart dickes Leder würde sich kaum bewegen oder verarbeiten lassen. Aus diesem Grund wird die Lederhaut je nach Dicke ein- oder mehrmals über die gesamte Fläche gespalten. Dabei entstehen Oberleder und Spaltleder. Das Oberleder ist bedingt dadurch, dass es als oberste Hautschicht des Tiers der Witterung und äußeren Einflüssen ausgesetzt zwar stabiler, jedoch auch oftmals voller Narben ist. Das Spaltleder ist die untere Schicht, die aber schneller reißen kann.

Dadurch ist dieses Spaltleder günstiger als das Oberleder. Gerade im Möbellederbereich wird Spaltleder häufig beschichtet, damit es wie Oberleder wirkt. Derartig behandeltes Leder wird PU-Leder genannt, da es mit einem Kunststoff beschichtet wurde. Charakteristisch für PU-Leder im Larp-Bereich ist, dass sich Rüstungen aus diesem Leder nach einer Weile in einzelne Schichten zerlegen. Kunstleder ist komplett künstlich hergestelltes Leder, das aus mehreren Lagen Stoff und Kunststoff besteht und nur aussieht wie echtes Leder. Besonders häufig zu finden ist es bei günstigen Gürteln. Auch dieses falsche Leder zerfällt nach einer Weile in seine Schichten.

Leder für die Larp-Ausrüstung

Welches Leder das richtige für Rüstungen und Ausrüstung ist, hängt insbesondere vom Einsatzgebiet und der zu erwartenden Belastung ab. Vereinfacht kann man sagen: Für alle Bereiche, bei denen starke mechanische Belastungen vorherrschen, zum Beispiel bei Riemen und Schuhen, ist das stabilere Oberleder die bessere Wahl. Es reißt nicht so schnell und durch die glatte Oberfläche rutschen die Riemen leichter durch Schnallen. Wegen der schöneren Optik ist es auch für Taschen besser geeignet. Spaltleder hingegen eignet sich gut als Bekleidungsleder und Trägermaterial für Lederrüstungen. Man kann zum Beispiel Oberleder- oder Metallplatten darauf nieten und sich eine Brigantine (ein Panzerhemd aus Leder und stabilen Leder- oder Metallplatten) bauen. Auch für Taschen ist das Spaltleder gut geeignet, es reißt aber schneller als Oberleder. Es eignet sich durch seine geringere Belastbarkeit und Rauheit nicht für Bereiche, die mechanisch stark belastet werden. Auch für Schuhe ist es nicht so gut geeignet, da es sich nicht so gut pflegen lässt und nicht wasserfest ist.

Pflege und Lagerung

Jeder, der seine Rüstung feucht eingelagert oder sie an einem feuchten Ort aufbewahrt hat, kennt das Problem: Man holt die Rüstung nach einigen Monaten wieder hervor und das Leder ist schimmelig geworden. Respekt, wer sich eine schimmelige Rüstung noch anziehen mag, gesundheitlich ist das extrem bedenklich. Eigentlich kann man die Teile nur noch wegschmeißen, denn die Belastung durch den Schimmel bekommt man nie mehr ganz heraus. Umso wichtiger ist es, die Ausrüstung von Anfang an so zu behandeln, dass es gar nicht erst so weit kommen kann. Dazu solltet Ihr das Leder, wenn es feucht geworden ist, gründlich durchtrocknen lassen.

 

 

Bild 1 - Das Lederöl wurde frisch aufgetragen.
Bild 2- Nach einer Stunde zeigt das Leder noch deutliche verfärbungen, insbesondere dort wo das Öl reichlich aufgetragen wurde.
Bild 3 - Nach drei Tagen ordentlich lüften ist das Lederöl gut in das Leder eingezogen. Es sind keine starken Verfärbungen mehr zu erkennen.

Verschmutzungen auf Oberleder könnt ihr vorher mit einem weichen feuchten Lappen entfernen. Nach dem Trocknen solltet Ihr es neu ölen oder fetten. Feuchtigkeit und Sonne setzen Leder stark zu. Ähnlich wie unsere Haut braucht es daher Pflege. Im Frühjahr, wenn ihr eure Ausrüstung aus den Kisten hervorkramt, solltet ihr das Leder noch einmal einölen beziehungsweise einfetten. Auch wenn das Leder nur in Kisten liegt, trocknet es dort aus und wird irgendwann rissig.

Übrigens: auch Felle müssen regelmäßig gepflegt werden, denn sie haben eine Lederhaut. Wenn Ihr über mehrere Jahre beispielsweise ein Fell ohne Pflege nur lagert, werden die Haare komplett ausfallen, das Leder wird steinhart und extrem rissig. Dann hilft auch kein Öl oder Fett mehr.

Die Qual der Wahl

Lederöl oder Lederfett? Oder gibt es etwas anderes? Als erstes das Wichtigste: Lasst die Finger von Speiseöl wie Olivenöl oder Sonnenblumenöl. Diese Öle enthalten Säure, die das Leder angreift, außerdem werden sie nach einer Weile ranzig und das Leder beginnt zu stinken. Im schlimmsten Fall entsteht Schimmel im Leder. Besser geeignet sind spezielle Lederöle und -fette. Für Spaltleder eignet sich Leder- öl am besten. Dabei sollte das Leder nicht in Öl ertränkt werden, sondern es sollte mit einem alten Lappen oder Pinsel gleichmäßig aufgetragen werden. Je nach Dicke des Leders und seiner Belastung braucht es mehr oder weniger Öl. Wichtig ist, dass das Öl gut ins Leder einzieht und am Ende keine feuchten Stellen zurückbleiben.

Bei Oberleder nehmt Ihr für die glatte Seite richtiges Lederfett. Dieses wird mithilfe eines weichen Schwamms dünn auf die Oberfläche aufgetragen und zieht ins Leder ein. Die Unterseite könnt Ihr mit Lederöl behandeln. Auch Lederstiefel könnt ihr mit Lederfett gut behandeln. Dabei solltet ihr nicht geizen und sorgfältig arbeiten, zum Beispiel solltet Ihr die Falten an der Zunge gut einfetten. Das Fett imprägniert das Leder, sodass Ihr nicht mehr so schnell nasse Füße bekommt. Bei Fellen nur die Lederseite mit Leder-öl einreiben. Die Fellseite darf nicht mit Öl oder Fett behandelt werden! Habt Ihr Euer Leder beziehungsweise Fell gut geölt oder gefettet, habt Ihr gleich zwei Ziele erreicht: Das Leder bleibt geschmeidig und ist gegen Nässe imprägniert.

 

 

linksfett - rechtsöl - Ein Stück Oberleder, wie es für Rüstungen und Stiefel verwendet wird, wurde mit Lederfett (Links) und Lederöl (Rechts) behandelt. Optisch gibt es erst mal keinen großen Unterschied. Jedoch ist das Leder, welches mit Lederfett behandelt wurde, stärker imprägniert und hält so auch Regen und Feuchtigkeit besser stand.

Neues Leder

Neues Leder ist anfangs steif und hart. Jeder, der sich neue Lederstiefel oder eine neue Lederrüstung gekauft hat, kennt das. Aber es gibt ein Wundermittel, mit dem Ihr das Leder weich und geschmeidig bekommt: tragen, tragen, tragen und zwischendurch natürlich pflegen. Das Leder wird durch das ständige Bewegen weich. Erst nach ein paar Tagen ist es angenehm zu tragen. So wie Schuhe eingetragen werden müssen, muss auch eine Rüstung aus Leder eingetragen werden. Ein Beispiel: Ein Freund kaufte sich eine neue Lederrüstung, die anfangs so steif war, dass er sie in die Ecke stellen konnte. Nach fünf Tagen, an denen er sie getragen hatte, konnte er sie nicht mehr hinstellen, weil das Leder weich geworden war.

Zum Schluss habe ich noch einen Geheimtipp für Euch: Solltet Ihr gerade beim Packen sein und Euch auffallen, dass Eure Felle dringend eine Lederpflegekur gebrauchen könnten, könnt Ihr auf etwas zurückgreifen, das es nahezu überall gibt: fetthaltige Hautcreme. Es sollte nicht die Regel werden, aber im Ausnahmefall kann man mit einer fettenden Hautcreme zumindest eine vorübergehende Pflege des Leders vornehmen und so ein Austrocknen und Rissig werden des Leders kurzzeitig verhindern. Imprägniert wird das Leder dadurch jedoch nicht.

Text: Christian Hachmeister

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