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Tollgund

Eine dicht belebte Stadt

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Kategorie: News/Blog Veranstaltungen

Tagsüber geschäftiges Treiben an jeder Ecke. Nachts dazu Trommeln, Dudelsäcke, Gitarren, Gesang und lautes Gelächter. Sieben Stadtviertel mit jeweils eigenem Charakter, ein Wald für den geneigten Abenteurer und ein großes Angebot an Speisen, Getränken und Dienstleistungen. Das ist Tollgund im Land Silurien.

Das Spielangebot

Auf der großen Zeltwiese am Rand der nicht ins Spiel integrierten Gasthäuser wurden sechs der insgesamt sieben Stadtviertel in Form von Zelt-Straßenzügen aufgebaut. Das siebte und achte Viertel, Updag und die Slums, befanden sich auf einer nahen Wiese.

Tollgund ist ein Ort für die Helden zweiter Reihe. Ein Low-Fantasy-Setting für Charaktere mit vollkommen gewöhnlichen (menschlichen) Fähigkeiten. Magie, Adel oder andere Spezies als Menschen wird man dort nicht finden. Auch Rüstungen oder mächtige Waffen sind nicht zugelassen. Die Veranstalter nutzen das Konzept von Spielern für Spieler und legen den Schwerpunkt auf eine tiefe Immersion und ein schönes Charakterspiel. Jeder Spieler ist dazu angehalten allen anderen Vorrang zu geben und somit dem Gegenüber ein schönes Spiel zu bereiten.

Natürlich gab es auch Plots und Bauten auf dem Spiel zu entdecken – jedoch sind diese stets als Spielangebot zu verstehen gewesen und niemand war gezwungen, sich ungewollt in einen Plot zu stürzen. Zwar ist Tollgund ein Selbstverpflegungs-Con, jedoch gibt es dank der motivierten Spielerschaft ein sehr breit gefächertes Essensangebot. Armenspeisung, Taverne und eine Flammkuchenbäckerin sind neben kleineren Snackgelegenheiten nur ein paar Anbieter auf einer langen Liste. In jedem Stadtviertel konnte man außerdem mindestens eine Bar mit unterschiedlichsten Getränkeangeboten von warm bis kalt, alkoholisch und nicht-alkoholisch finden. All diese Angebote wurden von den Spielern initiiert und waren nicht selten nur auf Spendenbasis finanziert und oft mit eigenen Tavernenkarten ausgestattet.

 

 

Die Stadtviertel und die Umgebung

Tollgund möchte allen Spielenden ein passendes Zuhause schaffen. So gibt es im Grunde für jede Ausrichtung ein passendes Viertel, dem sich so ziemlich jedes Charakterkonzept zuordnen lässt.

Mittstadt – Händler, Handwerker, Tavernen
Kardor – Reiche, Künstler
Croga – freie Bauern
Franden – wilde Stämme
Updag – exotische Gäste
Tawas – die Vertriebenen
Prakken – Durchreisende
Slums – Bettler, Diebe, Sündenpfuhl

Eine nähere Beschreibung aller Stadtteile würde hier den Rahmen sprengen. Ihr findet diese auf der Homepage der Veranstalter. Die Hintergründe zu den Vierteln bieten bereits großes Spielpotenzial für Intrigen, Konflikte oder Verbindungen und viele weitere Möglichkeiten zum gemeinsamen Spiel. Dank dieser vielfältigen Konstellation aus Stadtvierteln und dem dichten Aufbau der Stadt ist das Konzept der Stadtsimulation von Anfang bis Ende deutlich spürbar und wird von vielen Spielern aufgegriffen, um es zu bespielen.

Die Slums bilden eine Ausnahme zu den anderen Vierteln. Sie grenzen sich nicht nur durch eine exponierte Lage ab, sie haben auch keinen einfachen, freien Zugang. Eine große Barrikade aus Zeltbauten und Planen zieht eine massive Grenze durch Tollgund und verhindert so ein versehentliches Hineinstolpern. Wollte sich jemand in die Slums begeben, war man gezwungen ein Labyrinth aus dunklen Gängen zu durchqueren. Ohne Führer war man so schnell in den verworrenen Gängen verloren. In den dunklen Ecken des Labyrinths lungerten zwielichtige Gestalten herum, die nur darauf warteten, die leichtsinnigen Besucher auszurauben. War man schließlich in den Slums angekommen, wurde man alles andere als freudig begrüßt, verlor nicht selten den Großteil seiner Barschaft und suchte mit einem Sack voller Flöhe und Läuse schnell wieder den dunklen Weg aus den Slums hinaus. Natürlich haben auch die Slums ihre eigene Taverne und reichlich Spielangebot in den unterschiedlichen Gruppierungen.

Wer neben der Stadtsimulation auch Abenteuer und Gefahren erleben wollte, der konnte den Weg in den Wald oder zum Friedhof antreten. Der Weg dorthin verlief durch das sogenannte Dunkelsplitterfeld. Hier mussten sich die Spieler auf ihre Hörund Tastsinne verlassen, denn am Tage wurden die Gänge mit dichtem Nebel vollgepumpt und nachts war es, nun ja, dunkel. Stimmen von Geistern sollten den Spielenden Grusel und Verwirrung bereiten. Natürlich gab es auch Dinge zu entdecken, und es gab die Chance, an Schätze zu gelangen. Während der Wald jederzeit betreten werden konnte, galt dies für den Friedhof nur des Nachts.

 

 

In-time Geld

Fremdwährungen sind auf dem Spiel nicht zugelassen. Die Spielleitung wünscht sich ein dichtes Wirtschaftsspiel und unterbindet daher den Handel mit real bezahlten in-time Währungen. Stattdessen geben sie kleine, goldene Kieselchen (Chrys oder Güldling) beim Check-In an jeden aus. Münzen gibt es zwar, sie stellen aber einen so großen Reichtum dar, dass man sie nur extrem selten zu Gesicht bekommt.

Workshops und Veranstaltungen im Spiel

Bereits ab Dienstag begann der Aufbau der komplexen Gänge, die in die Slums führten haben. Dies wurde mit einigen Freiwilligen der Slumbewohner realisiert. Neben einer großen Orga-Ansprache und einer kleineren Ansprachen für die separaten Viertel fanden ab Mittwochmittag auf dem Gelände diverse Workshops (Theater, Geschichten, Sani und höfischer Tanz) statt. Die Teilnahme war freiwillig.
Auch am Donnerstag gab es noch einen kurzen out-time Workshop für Larp-Newbies, um ihnen den Start ins Hobby leichter zu machen. Ansonsten gab es ein so dichtes Programm an Veranstaltungen, wie zum Beispiel einen Markt, ein Pferderennen, einen Bardenwettbewerb, einen Maskenball und ein Lichterfest (Feuershow), dass die Veranstalter diese Planung auf ihrer Homepage vorab veröffentlichten. Insgesamt gab es ein sehr dichtes Netz aus abwechslungsreichen und schönen Aktionen, bei denen wirklich jeder teilnehmen konnte.

Aussicht auf das nächste Tollgund

Tollgund – Wood, Slums and Drums ist ein wiederkehrendes Spiel, es lebt und wächst von Jahr zu Jahr weiter. Das nächste Spiel findet vom 11. bis 15. September 2024 in Westernohe statt. Der Teilnehmerbeitrag beträgt je nach Staffel zwischen 140 und 175 Euro. Es gibt ermäßigte Tickets für 7bis 17-Jährige sowie günstigere Wochenendtickets.

Mein Persönliches Fazit

Es war das erste Tollgund für mich, aber ich habe bereits viele Erzählungen und begeisterte Leute getroffen, die mich sehr darin bestärkt hatten, selbst einmal das Spiel zu besuchen. Zwar bin ich jetzt nach dem Spiel nicht aus dem Häuschen, allerdings habe ich eine sehr, sehr gute Zeit dort und hab mich ab der ersten Minute einfach nur wohl gefühlt. Ich veranstalte selbst seit vielen Jahren mit meiner Orga-Runde ein Spiel mit dem Von Spielern für Spieler-Konzept und muss ehrlicherweise gestehen, dass ich neidisch auf die Spielerschaft in Tollgund geworden bin. Nirgendwo sonst habe ich bisher eine so tiefe Hingabe und ein so durchgehendes Engagement der Spielerschaft erlebt. Die gesamte Stadtsimulation funktioniert fantastisch, und es gab überall Neu es zu entdecken, Aktionen, an denen ich riesigen Spaß hatte, und vor allem überall die Möglichkeit, sich in eine Bar oder zu bis dahin unbekannten, aber sehr offenen Mitspielergruppen zu setzen und neue Kontakte aufzubauen.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich der Zugang zu den Slums. Der Scherz mit dem Labyrinth nutzt sich doch leider recht schnell ab. Wenn man gute Kontakte zu einigen Bewohnern pflegt und sie ab und an besuchen möchte, ist es doch recht anstrengend, immer erst einen Führer zu organisieren und sich ständig ausrauben zu lassen. Wenn ständig aus einer dunklen Nische jemand hervorkommt und einem ein Messer an die Kehle setzt, bis man alle Taschen geleert hat, gibt es letztlich keine Möglichkeit, aus solchen Situationen zu entkommen. Auch einzelne Spieler haben durch ihre starke Abneigung Oberstädlern gegenüber jedes gemeinsame Spiel abgeblockt, so dass ich schnell einzelne Personen ausblenden musste, um nicht den Spaß an den Slumbesuchen zu verlieren. Schließlich habe ich dort auch tolle Leute kennengelernt und so etwas wie Freundschaften geschlossen.

Tollgund hat sich mir aber insgesamt als gastfreundlicher, stimmungsreicher und niemals langweiliger Ort gezeigt. Voll mit wunderbaren Menschen, die es wirklich ernst damit meinen, ihrem Gegenüber ein gutes Spiel zu bescheren (o.g. Ausnahmen abgesehen). Tollgund wird sicherlich eines der Spiele, die ich Freunden und Bekannten dringend ans Herz legen werde und von dem ich mir für unser Spiel erhoffe, eine dicke Scheibe abschneiden zu können.

 

Text: Jendrik Bulk
Bilder: Chris Vaupel

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