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Die Wolfsjagd

Histo-Fantasy-Larp im Rheinischen Rokoko

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Kategorie: Konzepte News/Blog

Die Adelsgesellschaft sitzt gerade zu Tisch und speist von edlem Porzellangeschirr, als aus dem Wald hinter dem Schloss plötzlich schauriges Wolfsgeheul erschallt. Das wundert niemanden hier - hat der alte Freiherr von Bassenheim doch zu einer Wolfsjagd geladen, um der Raubtiere Herr zu werden, die sich in seinem verwilderten Forst zu einer wahren Plage entwickelt haben.

Indes möchte es fast so scheinen, als säßen um die opulent gedeckte Speisetafel die weitaus gefährlicheren Raubtiere versammelt, denn die illustre Runde ist schicksalhaft verbunden durch Hofintrigen, Missgunst und Konkurrenz, alte Feindschaften und zerbrochene Freundschaften, geheime Liebes- und Racheschwüre ... Und dann ist auch noch unangemeldet ein Trupp Soldaten aus Kurköln aufgetaucht und eine Gruppe geheimnisvoller Vaganten, die mehr über die Wolfsplage zu wissen scheinen ...

 

 

 

Dies waren die Zutaten zum Histo-Fantasy-Larp Die Wolfsjagd, das Ende September/Anfang Oktober 2022 auf Schloss Bouvier in der Eifel stattfand. Das Con spielte nicht etwa in fernen Fantasiewelten, sondern im Zeitalter des Rokoko, genauer gesagt im Rheinland des Jahres 1750: Dreispitze und Musketen, Perücken und prächtige Miederkleider setzten den Rahmen für eine Geschichte, in der es um Intrigen, Leidenschaften und Geheimnisse ging, aber auch um Themen wie Aberglaube versus Aufklärung oder Diskriminierung von Minderheiten.

Hierbei folgte das Spiel dem Prinzip der Sandbox: Die Orga stellt dabei den Sandkasten zur Verfügung, in dem gespielt werden kann, und darüber hinaus die Förmchen und Schäufelchen, mit denen die Teilnehmenden nach Herzenslust Kuchen backen oder sich gegenseitig auf den Kopf hauen können. Mit anderen Worten: Es gab keine Einteilung der Spielenden in SCs und NSCs und keinen ausdefinierten Plot. Stattdessen fand sich der gesamte Plot in Form diverser Verbindungen und Konflikte in den Hintergründen der einzelnen Charaktere. Demzufolge konnten die Teilnehmenden ihren Charakter nicht selbst mitbringen, sondern bekamen eine Rolle von der Orga zugewiesen.

Die insgesamt 46 Charakterhintergründe waren im Vorfeld ausgearbeitet und auf vielfache Weise miteinander verknüpft worden. Sie umfassten jeweils etwa fünf bis zehn Seiten, so dass insgesamt fast 400 Seiten zusammenkamen – der Umfang eines Romans! Doch diese Schreibarbeit – und auch die Arbeit des Lesens und Memorisierens der Hintergründe durch die Teilnehmenden – hat sich gelohnt. Durch die vielen ganz unterschiedlichen Rollen (Adel, Bedienstete, Soldaten, Fahrendes Volk), die untereinander durch ein komplexes Geflecht offener sowie geheimer Beziehungen verknüpft waren, entstand von Anfang an eine dichte, spannungsgeladene und äußerst immersive Atmosphäre. Diese wurde durch die großartigen Gewandungen und die stimmungsvolle Con-Location zusätzlich unterstützt.

Wie bei vielen Sandbox-Larps war die zugrundeliegende Spielidee der Wolfsjagd: play to struggle – play to loose. Es ging nicht darum, das Con zu gewinnen, sondern darum, gemeinsam eine möglichst dramatische und epische Geschichte zu erzählen. Dank des tollen Spiels der Teilnehmenden gelang dies ganz hervorragend.

 

 

Das Spiel startete am Freitagabend fast pünktlich um zwanzig Uhr nach einer kurzen SL-Ansprache und endete am Sonntagabend gegen einundzwanzig Uhr. In den zwei dazwischen liegenden Tagen hatte das Drama seinen Lauf genommen, dunkle Geheimnisse waren gelüftet, Mord und Verrat aufgedeckt und bittere Rache geübt worden. Sieben der Charaktere waren einen mehr oder weniger gewaltsamen Tod gestorben, viele andere trauerten um Angehörige oder Geliebte. Dennoch (oder gerade deswegen?) gab es Standing Ovations für die achtköpfige Orga, man lag sich halb lachend, halb weinend in den Armen und bis spät in die Nacht zum Montag (glücklicherweise ein Feiertag!) wurde eine ausgelassene After-Con-Party gefeiert, die die alten Schlossgemäuer erbeben ließ. Am Montag beteiligten sich viele der Spielenden am Abbau – dafür noch einmal herzlichen Dank vonseiten der Orga!

Dann ging es glücklich und erschöpft nach Hause. Bereits vor der Veranstaltung hatte die Orga darüber nachgedacht, eventuell einen zweiten Run zu veranstalten. Nun ist die Entscheidung gefallen: Anfang Oktober 2023 wird auf Schloss Bassenheim erneut zur Wolfsjagd geladen! Darüber hinaus wurde aus den Reihen der Spielenden heraus die Idee zu einer Spin-off-Veranstaltung geboren, die inzwischen Gestalt angenommen hat. Im März 2023 richtete eine eigens dafür neugegründete Orga Die Bauernmaskerade aus, in der die Geschichte der Wolfsjagd-Charaktere mit Erlaubnis der Wolfsjagd-Orga weitergeschrieben wurde – aber auch neue Figuren und Geschichten kamen hinzu. Die Welt des Rheinischen Rokokos hält also noch so einige Abenteuer für interessierte Larp-Begeisterte bereit.

 

 

Wer Lust auf Rheinischen Rokoko bekommen hat: Die Anmeldung zu Die Wolfsjagd Run II ist unter www.diewolfsjagd-larp.de möglich. Die Anmeldung zu Die Bauernmaskerade läuft über die Facebook-Gruppe Kirche Kurfürst Kant.

 

Text: Hagen Haas

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