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Chancen für Neulinge

Wie man Anfänger integriert (und warum das Spaß macht)

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Kategorie: Konzepte News/Blog Tipps Veranstaltungen

Klar: Wir haben alle irgendwann angefangen. Die ersten Cons sind noch am lebhaftesten in Erinnerung, schließlich war noch alles neu, aufregend und spektakulär. Aber ein wenig unangenehm ist der Gedanke an die ersten Cons auch, oder?

Was wir damals anhatten! Und diese eine Situation, in der wir uns so schrecklich unbeholfen verhalten haben! Lieber gar nicht so genau darüber nachdenken … oder doch? Wenn wir uns erinnern, wie das Larp für uns als Anfänger war, können wir anderen helfen, gleich von Anfang an tolle Erfahrungen zu machen.

 

Warum Anfänger im Larp doof sind

Larp lebt von den Mitspielern. Das funktioniert natürlich besonders gut, wenn alle optimal zusammenspielen. Anfänger können an diesem Punkt schon nervig sein: • Sie haben wahrscheinlich schlecht zusammengeschusterte Gewandung und Ausrüstung, die irgendwie das Bild stört. (Wobei: Da gibt es manche Spieler, die schon seit 20 Jahren dabei sind …)

Anfänger können ein Spiel ordentlich durcheinanderbringen. Da war zum Beispiel diese Startspielerin, die sich auf ihrem ersten Con aus Versehen ganz genau so verhielt, wie man es von einem etwas schlecht getarnten NSC erwarten würde. Nur dass sie keiner war. Sie schickte also die Spieler auf spontan ausgedachte Missionen in die Umgebung und freute sich über die Aufmerksamkeit, während die SL verzweifelte, weil niemand sich um den echten Plot kümmerte. Doof. Aber sehr lustig.

Warum Anfänger im Larp super sind

Wer sich – wie ich – noch daran erinnern kann, wie das Larp vor 15 Jahren ausgesehen hat, weiß: Es war an vielen Stellen ganz anders als heute. Und auch wenn manche Spieler sich sehr nostalgisch an die guten alten Zeiten erinnern, war vieles deutlich schlechter: Die Regeln waren komplizierter, die Storys simpler gestrickt, die Ausrüstung und Gewandung schlechter, das Ambiente weniger dicht und außerdem musste man Kontakte haben, um überhaupt mitzubekommen, wo wieder ein Con stattfand. Von den Sanitär- und Übernachtungsmöglichkeiten eines Wald-und-Wiesencons im Jahr 2002 will ich gar nicht erst anfangen.

Anders ausgedrückt: Das Larp hat sich im Lauf der Jahre deutlich verändert. Es ist komfortabler, vielfältiger, bunter und beeindruckender geworden. Das hat in erster Linie damit zu tun, dass immer wieder neue Leute dazu kommen, die sich neue Gedanken machen und nachfragen, ob man dieses und jenes nicht anders machen könnte.

Anfänger haben noch dieses staunende Strahlen im Gesicht, das uns im Lauf der Zeit irgendwie abhanden gekommen ist. Ihre Begeisterung und Leidenschaft, mit der sie sich in Gefechte, Rätsel und Aufgaben stürzen, kann uns mitreißen. Sie holen uns aus dem elitären Denken heraus, das entstehen kann, wenn Leute jahrelang in einer eng begrenzten Gruppe zusammen sind. Sie lauschen noch begeistert unseren alten Geschichten, bei denen unsere Freunde längst mit den Augen rollen.

Anfänger sind neue spannende Leute, die wir kennen lernen dürfen.

Nicht zuletzt sind Anfänger noch aus einem weiteren Grund super: Sie erhalten unser Hobby. Sie sind schließlich die, die in ein paar Jahren tolle Cons organisieren, mit neuen Ideen und Formaten, auf die wir nie gekommen wären. Sie rutschen auf die Plätze all derer nach, die schon längst nicht mehr spielen.

All das fällt ihnen allerdings viel leichter, wenn wir sie dabei unterstützen, was eigentlich ganz einfach ist.

Wie man Anfänger gut ins Spiel integriert

Eigentlich gibt es bei diesem Thema (wie bei fast allen sozialen Situationen) nur eine wichtige Grundregel: Sei kein Arsch.

Na gut, etwas detaillierter geht’s auch:

Abschätzige Blicke oder Bemerkungen zur Ausrüstung solltest Du Dir einfach sparen. Nicht nur, aber ganz besonders Anfängern gegenüber. Wir ignorieren im Larp ständig so vieles: moderne Brillen, Kameras, parkende Autos, Spaziergänger, Gummiohren und Kunstbärte, Waffen, die im Kampf flatsch statt eines anständigen Metallgeräuschs machen … Warum sollte das beim Igluzelt oder den Turnschuhen eines Startspielers plötzlich nicht mehr gehen? Klar ist das nicht so schön. Und? Wenn die Anfänger nach den ersten Cons motiviert sind (und gesehen haben, was andere so machen), wird sich die Ausrüstung von selbst verbessern. Und wenn nicht, kann man sie nach einem Jahr immer noch darauf ansprechen.

Orgas können im Vorfeld Unterstützung anbieten, wenn sie wissen, dass Anfänger kommen. Hast Du Fragen zum Spiel? – Kommst Du mit jemandem, der sich auskennt? – Wenn Du unsicher bist, dann frag uns einfach. Solche kleinen Gesten können für einen Startspieler sehr hilfreich sein und Unsicherheit nehmen. Zusätzlich sollten natürlich Plots so aufgebaut sein, dass nicht nur die alten Hasen teilnehmen können.

Wenn ein Anfänger lauthals in der Taverne über seine liebsten Netflix-Serien schwadroniert, im Kampf fröhlich Genitaltreffer verteilt oder anderweitig die Grundregeln des Spiels verletzt, muss er natürlich darauf hingewiesen werden. Aber auch das geht freundlich, konstruktiv und diskret. Wahrscheinlich weiß er es einfach noch nicht besser. Wenn Du Dich selbst damit nicht befassen willst, kannst Du natürlich einfach die SL informieren.

Wenn Du siehst, dass ein Spieler verschreckt in der Ecke steht, dann sprich ihn einfach in-game an. Lade ihn an Deinen Tisch oder in Dein Lager ein, frag ihn, wo sein Charakter herkommt (und sieh über die Lücken und Fehler in der Geschichte einfach hinweg) und erzähle ihm von Deinem Charakterhintergrund und vom Spielhintergrund, in dem Ihr Euch befindet.

Du willst mit Deiner Gruppe einen Vorstoß ins Orklager starten oder diesen komischen Kultplatz im Wald genauer anschauen? Dann bitte einen Anfänger doch einfach, Euch als Unterstützung zu begleiten. Vielleicht ist er keine große Hilfe (vielleicht aber doch!). Auf jeden Fall wird das die Geschichte sein, die er später mit leuchtenden Augen seinen Freunden erzählt.

Text: Birgit Oppermann

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