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Liedermacher Sören Vogelsang

Im Interview

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Kategorie: Im Gespräch News/Blog Sonstiges

„Ich hatte so viele unvergessliche Erlebnisse in diesem Hobby, dass ich einfach etwas zurückgeben möchte.“ Seit 1999 ist Sören Vogelsang im Fantasy-Larp unterwegs, die meiste Zeit davon als Barde. In diesem Hobby hat seine Liebe zur Musik ihren Anfang genommen und seinen heutigen Beruf als Musiker erst möglich gemacht.

Sein neues Album Larp Vol. II versteht er als Hommage an das Live-Rollenspiel. Im Interview mit Birgit Oppermann erzählt Sören, wie er zur Musik gekommen ist, was er beruflich macht, auf welchem ungewöhnlichen Weg er seine CD finanziert und wie sich die Larp-Musik seit seinen Anfangszeiten verändert hat.

 

LARPzeit: Du hast musikalisch schon viel Unterschiedliches gemacht. Wie bist Du zur Musik gekommen?

Sören Vogelsang: Ich komme aus einer total unmusikalischen Familie und hatte nie etwas mit Musik zu tun. Ich hatte erst mit 18 Jahren zum ersten Mal ein Musikinstrument in der Hand. Damals hatte ich auf einem meiner ersten Live-Rollenspiele im Jahr 2001 einen Barden gesehen – Gedron von den Galgenvögeln –, der laut krakeelend auf einem Tisch in der Taverne stand und unzüchtige Lieder grölte. Da wusste ich: Das will ich auch! Es dauerte Jahre, bis irgendwer zu mir sagte: Mann, es ist so schade, dich immer nur auf Con zu hören, nimm doch mal was auf! Kurze Zeit später kommentierte ich auf dieser damals völlig neuen Plattform Youtube eine Cover-Version von Willst Du von Schandmaul mit den Worten: Boah, ist das schlecht! Der Künstler schrieb mir zurück, was mich völlig verblüffte. Mir war nicht bewusst, dass die Künstler ihre eigenen Werke verfolgen und ebenfalls kommentieren. Er schrieb jedenfalls: Dann mach’s halt besser! Das war der Grundstein meiner Youtube-Karriere. Meine erste Aufnahme war also eine Version von Willst du, die zweite dann Die nackte Elfe von Hasenscheiße. Über dieses Video haben mich dann sehr, sehr viele Leute kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt trat ich in meine erste Band Adivarius ein, mit der ich ein Album veröffentlichte. Zwei Jahre später habe ich mit dem Album Augenblick den Grundstein meiner Solo-Musik gelegt. Ich bin also tatsächlich durch Larp zur Musik gekommen. Ich habe danach zwar Schauspiel studiert und Musicalproduktionen mitgemacht, aber am Anfang stand die Musik auf Larps. Als ich angefangen habe, habe ich im Traum nicht daran gedacht, dass ich das irgendwann einmal professionell machen würde. Nun mache ich seit mehr als 15 Jahren Musik, und seit zehn Jahren ist es wunderbarerweise auch mein Beruf.

Neben der Musik habe ich ein eigenes Musiklabel: pretty noice records. Es wurde eigentlich nur gegründet, um unsere CDs von Das Niveau vernünftig herauszubringen. Über die Jahre haben mich aber immer wieder Musikerkollegen angesprochen, ob ich nicht auch ihre CDs veröffentlichen und ihnen beim Prozess helfen könnte. Also habe ich mich Anfang letzten Jahres dazu entschlossen, das Label für andere Künstler aus dem Mittelalter-/Folk- und Singer-Songwriter-Bereich zu öffnen. Mittlerweile mache ich die Label-, Verlags- und Vertriebsarbeit für elf Bands, darunter Die Streuner, Mythemia und PurPur.

 

 

LZ: Machst Du heute noch viel Larp-Musik?

Sören: Ich habe mich musikalisch mit dem letzten Album Fernweh deutlich von der reinen Larp-Musik weg bewegt. Ich wollte neue Dinge ausprobieren und mich vor allem textlich nicht beschränken müssen. Weil ich durch meinen Beruf als Musiker sehr häufig an Wochenenden unterwegs bin, konnte ich leider immer weniger an Larp-Veranstaltungen teilnehmen, was wiederum dazu führte, dass ich immer weniger Lieder in dieser Richtung schrieb. Ich bin daher doppelt stolz und dankbar, dass ich zusammen mit meiner Band mit der Larp-CD-Reihe einen guten Weg gefunden habe, trotzdem noch in diese Richtung Musik zu machen und Songs zu veröffentlichen. Larp Vol. I erschien 2017 und beinhaltete eine Live-Aufnahme von der Rabenballade auf dem Phantastischen Lichter-Weihnachtsmarkt des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum sowie neun weitere Songs von den unterschiedlichsten Bands aus dem Larp-Bereich. Unter anderem war eine Aufnahme von Wein, Weib und Gesang dabei, zusammen mit Roland von den Streunern persönlich am Piano. Die nächste CD Larp Vol. II steht kurz vor der Fertigstellung. Sie verfolgt dasselbe Konzept und wird wieder zehn Songs beinhalten, gespielt von meiner Band und mir. Neben Larp-Klassikern wie der Adele und Des Geyers schwarzer Haufen wird es weniger bekannte Lieder und eines aus meiner eigenen Feder geben. Das Besondere bei den Larp-CDs ist, dass wir alle Songs live als Band einspielen. Kein Klick, keine Dubs, keine Schnitte. Einfach nur Cello, Percussion, Gesang und Gitarre. Wie am Lagerfeuer.

 

LZ: Wie finanzierst Du die CD und wie kann man sie bekommen?

Sören: Da die Larp-Alben nur ein CD-Projekt von meiner Band und mir sind, möchten wir ein großes Crowdfunding vermeiden und erst das nächste richtige SörenVogelsang-Album wieder von der Crowd finanzieren lassen. Da so eine Produktion aber natürlich trotzdem Geld kostet, haben wir uns für Larp Vol II einen besonderen Weg ausgedacht. Von Mai bis Mitte Juli kann man die CD vorbestellen, allerdings nur, wenn man bei Patreon ist. Patreon ist quasi eine Crowdfunding-Webseite, die jedoch nicht für ein einzelnes Projekt wie eine CD gedacht ist, sondern für den Künstler selbst. Seit Anfang des Jahres gibt es dort über 100 tolle Menschen, die mich und meine Arbeit so gut finden, dass sie diese gerne unterstützen. Der monatliche Patreon-Betrag gibt mir als freischaffendem Künstler die nötige Sicherheit, in die Zukunft planen zu können. Also, wer Patreon ist oder wird, kann Larp Vol. II vorbestellen und bekommt diese noch während der Saison, wahrscheinlich im August, zugesandt. Alle anderen müssen bis zum Release im Oktober oder November warten. Wir versuchen außerdem gerade, für den Herbst dieses Jahres noch eine kleine Larp-Tour zu organisieren. Alle Infos dazu gibt es bald auf unserer Website.

 

 

LZ: Du bist schon so lange als Musiker im Larp unterwegs. Was hat sich verändert?

Sören: Als ich angefangen habe, Musik zu machen, gab es noch keine Großcons. Das Hobby Live-Rollenspiel war nicht annähernd so bekannt wie heute. Es war damals etwas Besonderes, wenn ein Barde anwesend war. Man kam sehr viel leichter zu den Menschen durch und hatte Leute um sich herum, die den gesungenen Geschichten am Feuer oder in der Taverne lauschten. Heutzutage gibt es kaum noch Larps, auf denen nicht mindestens drei Barden anwesend sind. Dadurch ist der Barde in der Taverne für viele zur Hintergrundmusik geworden, und außer einem Ey Barde, spiel ma’ … (Hier bitte beliebiges Sauflied einfügen) kommt man mit vielen Leuten gar nicht erst ins Spiel. Das finde ich sehr schade. Man wird oft als Musikquelle, aber nicht mehr als spielender Charakter wahrgenommen. Ich hatte unglaublich tolle Spielszenen, in denen ich während eines Liedes achtkantig aus der Taverne geschmissen wurde, und das von Leuten, die mir nach dem Ende des Cons sagten, wie toll sie die Musik fanden. Als Barde verbringt man nun mal viel Zeit in Tavernen, da ist es schön, wenn man dort etwas vom Spiel mitbekommt. Es ist natürlich ein Phänomen, dass einige der Bands, die auf Larp angefangen haben, mittlerweile Hallen füllen oder Headliner auf Festivals sind: Versengold, Feuerschwanz, Mr. Hurley und die Pulveraffen. Das alles ist erst mit der riesigen Verbreitung von Mittelaltermärkten und des Hobbys Larp überhaupt möglich. Es ist ein extrem schwieriger Spagat, gerade für Großveranstaltungen wie dem ConQuest, einen guten Mittelweg für alle Beteiligten zu finden. Zahle ich den Künstlern, die in meinen Tavernen für Umsatz sorgen, Geld? Bekommen sie Verpflegung? Sage ich einfach nur Hier ist das Ticket? Oder muss auch der Barde wie ein normaler Spieler zahlen und spielt, was und wo er will? Macht man Unterscheidungen zwischen bekannteren Barden und unbekannten? Legt man Zeiten und Locations vorher fest? Und so weiter … Ich bin sehr gespannt, wie sich solche Dinge in Zukunft in unserem Lieblingshobby entwickeln werden.

 

LZ: Du bleibst dem Hobby also weiterhin treu?

Auf jeden Fall! Die Larp-CD-Reihe ist eine Hommage, mein ganz persönliches Dankeschön an die Szene. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt, hatte so viele unvergessliche Erlebnisse in diesem Hobby, dass ich einfach etwas zurückgeben möchte. Und, so viel sei verraten: Das war nicht die letzte Larp-CD, die wir machen werden!

 

 

Wer Sören Vogelsang über die Plattform Patreon unterstützen möchte, findet hier Informationen und seinen Account: www.patreon.com/soerenvogelsang.

Infos über ihn gibt es auf www.soerenvogelsang.de

 

Bilder: Creative Media – Bernhard Risse

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