99 Minuten, so viel Zeit bleibt den Agenten der Anti Schlabbeck Force, um den ihnen übertragenen Auftrag zu bewältigen. Als Hilfsmittel erhalten die neuen Rekruten eine typische Agentenausstattung inklusive Tablet, um bestmöglich gerüstet nach Hinweisen zu suchen und Rätsel zu lösen. Und im Notfall kann auch die Zentrale nochmal tatkräftig unterstützen. Aber ... wer braucht die schon?
Neuwied – kurz nach 17:00 Uhr. Unsere Gruppe drückt sich etwas verunsichert in den dunklen Ecken eines Parkhauses herum, in dem wir uns mit einem Agenten der ASF treffen sollen, um unseren ersten Auftrag zu erhalten. Fast hätten wir schon einen Mann mit Eiern und Bananen mit unserem Erkennungsspruch angequatscht, als eine zwielichtige Gestalt aus einer Tür tritt und sich auffällig unauffällig an einen Pfeiler lehnt. Nachdem wir unsere Erkennungsfloskeln ausgetauscht haben, leitet er uns eilig in eine noch dunklere Ecke und weist uns in unser neues Agentenleben ein. Ausweise, Westen mit dem nötigen Equipment und ein Tablet sollen uns bei unserer Aufgabe unterstützen. Einzig der durch ein Zahlenschloss versiegelte kleine Tresor, der uns mit den Worten „Nicht schütteln, der könnte explodieren“ übergeben wird, entlockt uns ein bis zwei ängstliche Blinzler. Nachdem wir uns aber über Video und Funk bei der Zentrale autorisiert haben, bleibt gar keine Zeit mehr für Skepsis, denn schon geht es los mit der Schnitzeljagd auf Zeit, die uns auf die Spuren eines typischen Schlabbeck-Szenarios führt.
Ihr geht da lang – wir bleiben hier und dann gemeinsamer Zugriff!
Schon nach den ersten Schritten befinden wir uns mittendrin in der Gefahr des Agentenlebens. Zwischen Überwachungskameras, versteckten Hinweisen, die auch eines dritten und vierten Blickes bedürfen, und dem Versuch, unserer Zielperson auf die Schliche zu kommen, bleibt kaum Zeit, mal zu verschnaufen. Das Agentenleben ist eben kein gemütliches. Die einzelnen Aufgaben werden über die Karte auf dem Tablet gesteuert, auch nötige Zusatzinformationen tauchen auf dem großen Display auf. Checkpoints, die wir kategorisch abarbeiten, sorgen dafür, dass wir uns nicht verlaufen und immer wieder müssen wir Überlebens- oder Erkennungsmerkmale an die Zentrale senden. Und obwohl wir als gestandene Horrorfilm-Fans eigentlich wissen, dass sich eine Gruppe in Gefahrensituationen nie spalten sollte, wird von uns stetig aufs Neue die Arbeit in kleineren Teams gefordert, die sich über Funk gegenseitig koordinieren müssen. Und immer wieder dieser kritische Blick auf die Uhr!
Wer hat denn jetzt das Fernglas? Und wohin zeigt die Kompassnadel?!
Wie aufgeschmissen wir ohne die Zuhilfenahme unserer Navigationsgeräte und Wikipedia-Einträge sind, wird uns aber erst dann richtig bewusst, als wir das ganze Ausmaß der Rätselei entdecken. Allen navigierenden Göttern sei Dank befindet sich aber auch in unserer Gruppe jemand, der noch weiß, dass die Kompassnadel immer nach Norden zeigt, wie man Punkte von einer Karte auf die Realität überträgt und ein Fernglas bedient. Der Wechsel zwischen dem Einsatz moderner Technik und von der heutigen Jugend als altmodisch titulierter Antik-Mechanik macht die ganze Sache nochmal spannender – ein bisschen überlegen muss man nämlich schon! Auch Kommunikation ist das A und O in der Agentenarbeit. An den Stellen, an denen man verpasst, miteinander zu reden, verliert man nämlich wertvolle Minuten. Und plötzlich hechtet man wie ein Bekloppter zum nächsten Checkpoint, weil die Zeit unerbittlich weiterdrängt, statt möglichst cool und agentenmäßig durch die Innenstadt zu schleichen, nur um dann an einer roten Ampel zu einem plötzlichen Halt zu gelangen und mit ungeduldigen Fingern auf den kleinen grünen Knopf an der Ampelanlage zu hämmern. Phew!
Eine Erfahrung zwischen „Wahnsinn – wie geil ist das denn?“ und „Och nö, nicht dein Ernst!“
Zugegeben, ein wenig abgehärtet muss man schon sein. Wer sich nie und niemals auch nur einen Hauch lächerlich machen möchte, der wird vermutlich auch keinen Gefallen daran finden, mit einer Agentenweste und entsprechender Ausrüstung durch die belebte Innenstadt einer größeren Gemeinde zu laufen. Denn natürlich wird man immer wieder schräg angeschaut und argwöhnisch betrachtet. Und ein wenig Überwindung kostet es auch, sich in Kleingrüppchen irgendwo mitten in die Menge zu stellen und eine synchron gesprochene Nachricht via Video an die Zentrale zu senden. Wer sich aber traut, aufzufallen, der begibt sich in 99 Minuten auf einen Rundgang mit Finessen, der nicht nur Einblicke in die Bereiche einer Stadt bietet, die man sonst vielleicht nicht auf der Sightseeing-Tour findet. Zusätzlich wird auch eine ganz eigene Geschichte erzählt, die mit zahlreichen Easter Eggs und kniffligen Verweisen ihrem Universum treu bleibt. Und als Belohnung warten nicht nur unvergessliche Erinnerungen in Hirn und auf CD, sondern auch die Erfahrung, als Agenten im Team einem Bösewicht an den Fersen zu kleben.
Schattenjagd
66 Minuten – Live Escape Game Neuwied
Outdoor für 4 bis 8 Personen
Webseite: 66 Minuten
Dieser Artikel ist erschienen bei:
LARPzeit.de