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Tactical Krtek

„Unsere Freunde in der Ukraine sagen uns, was sie am dringendsten benötigen“

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Kategorie: Konzepte News/Blog

Der (neuerliche) russische Einmarsch in die Ukraine Anfang des Jahres hat bei vielen Menschen zum Wunsch geführt, irgendwie helfen zu wollen. Die Beispiele für die daraus erwachsende Hilfsbereitschaft sind zahlreich, von der Unterbringung geflüchteter Familien im eigenen Heim, über Spendensammlungen bis hin zu Transportfahrten von Hilfsgütern in die Ukraine.

Das war Anfang des Jahres sicher bei vielen Menschen ein Impuls. Auch in der Larp-Szene gab und gibt es verschiedene Hilfsansätze, von denen wir an dieser Stelle einen vorstellen möchten: Tactical Krtek, eine eigens gegründete kleine Organisation zweier Larper aus der Schweiz. Das Interview führte Karsten Dombrowski.

 

LARPzeit: Was ist die Idee hinter Tactical Krtek und Eurer Tätigkeit? Wer steckt hinter dieser Organisation? Und was hat es mit dem Namen auf sich?

Stéphanie Schmidt: Tactical Krtek ist ein Verein, der von Oliver Bugmann und mir gegründet wurde. Wir beide sind langjährige Larper und wir kennen uns sowie viele der Kontakte in unserer Versorgungskette durch die Larp-, Cosplay- und Reenactment-Szenen. Mit Tactical Krtek wollen wir unseren ukrainischen Freunden, die wir vom Larp kennen, helfen. Denn wir wünschen uns, dass sie diesen Angriff so bald wie möglich abwehren können und der Frieden wiederhergestellt wird, damit sie wieder mit uns larpen, lachen und feiern können. Einige unserer Kontakte in der Ukraine kennen wir zum Beispiel vom ConQuest of Mythodea, wo sie bei der Gruppe L’Ost Noir mitspielen. Andere kannten wir via Social Media. Durch die Tätigkeit und durch Social Media sind in diesem Jahr viele weitere Kontakte dazugekommen, viele davon sind Freunde oder Familienangehörige unserer Freunde.

Oliver Bugmann: Der Name ist uns auf unserer ersten Mission eingefallen, als wir auf dem Rückweg von der polnisch-ukrainischen Grenze in Medyka in Prag Halt gemacht und gescherzt haben, dass wir gerade wie der kleine tschechische Maulwurf Krtek, der aus Die Sendung mit der Maus (in Deutschland heißt er Pauli, soviel ich weiß) bekannt ist, unseren Freunden helfen. Denn Krtek tut alles für seine Freunde. Nur dass wir gerade 50 Paar Kampfstiefel für unsere Freunde geliefert haben, es daher eher ein Tactical Krtek sei. Dieser Name ist dann hängengeblieben.

 

LZ: Was hat bei Euch den Ausschlag gegeben, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen, statt bei einer bestehenden Organisation zu spenden oder sie ehrenamtlich zu unterstützen?

Stéphanie: Der Impuls zu helfen war Anfang des Jahres bei vielen Menschen groß. Auch bei uns. Wir haben an bereits bestehende Organisationen gespendet. Aber durch unsere Kontakte haben wir einfach sehr schnell gemerkt, dass die Hilfe gerade bei den jungen Männern, die in der Armee dienen müssen, nicht schnell genug ankam. Da dazu auch unsere Freunde zählten, haben wir uns entschlossen, dies selbst in die Hand zu nehmen. Zudem kamen bald die ersten Korruptionsvorwürfe auf. Da wir nur mit Menschen arbeiten, die wir kennen und denen wir vertrauen, können wir sicher sein, dass unsere Hilfe da ankommt, wo wir sie wollen und wo sie gebraucht wird – bis jetzt mit einer Erfolgsquote von 100 Prozent. Wir tun unser Bestes, damit die Quote so bleibt.

 

 

LZ: Könnt Ihr grob sagen, was Ihr bisher erreicht habt? Wie viel Geld habt Ihr gesammelt? Welche Hilfsgüter habt Ihr bisher organisiert?

Oliver: Mit dem letzten Projekt haben wir die 60.000-Euro-Marke geknackt. Begonnen haben wir, wie oben schon erwähnt, mit knapp 60 Paar Stiefeln, dann kamen verschiedene weitere Projekte dazu. Wir haben unter anderem einen Pick-up, Werkzeug und Kleidung sowie taktisches Material, wie beispielsweise Taschen und Rucksäcke, organisiert und geliefert. Grundsätzlich ist es so, dass unsere Freunde in der Ukraine uns sagen, was sie am dringendsten benötigen, und wir versuchen, es ihnen so rasch und effizient wie möglich zu besorgen. Das ist leider oft nicht so einfach. Gerade auch aus monetären Gründen.

LZ: Wie kommen Geld und Güter von Euch zu den Orten, wo sie gebraucht werden?

Stéphanie: Gelder grundsätzlich gar nicht. Die Spendengelder – teilweise aus der Ukraine – kommen zu uns. Der Versand geschieht manchmal mit freiwilligen Fahrern oder mithilfe unserer Kontakte in Polen, die von da aus die Pakete mit Nova Posta versenden. Nova Posta ist eine neue ukrainische Post, die nicht bis zur Haustür, sondern in Lagerhäuser liefert, wo man seine Post abholen kann. Das hat sich bis jetzt gut bewährt.

LZ: Wie können Larper Euch am besten unterstützen?

Oliver: Unter @tacticalkrtek sind wir auf Instagram und Facebook vertreten. Da findet man unseren Linktree mit Links zu allen Möglichkeiten, wie man uns unterstützen kann. Also zum Beispiel zu unserem PayPal-Account oder zum Shop von Knights May Fall, in dem man unser Merchandise kaufen kann. An dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön für die Unterstützung an den Betreiber Joe. Wer noch keine Weihnachtsgeschenke hat: Wie wäre es mit einem flauschigen Hoodie oder einer coolen Tasse?

LZ: Was steht gerade auf Eurem Plan? Was versucht Ihr, aktuell dringend zu organisieren?

Stéphanie: Aktuell sind wir dabei, Winterhilfe zu leisten. Das heißt, wir sammeln (für) warme Thermowäsche, wetterfeste Kleidung, Schlafsäcke und Stiefel. Gerade haben wir eine Aktion für Socken, da wir da ein super Angebot gekriegt haben. Für zwei Euro pro Paar bekommen wir Outdoor- Socken von der auf Funktionssocken spezialisierten Firma Rohner, die sonst ein Vielfaches kosten würden. Ihr seht also, auch mit kleinsten Spenden, können wir einen Unterschied machen.

 

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