Der Baum, der mit seinen Wurzeln in die Tiefe der Erde dringt und sein Blattwerk zum Himmel entfaltet, bewegt seit alters her das religiöse Empfinden des Menschen. In seinem Schatten suchen Mensch und Tier Schutz, von seinen Früchten stillen sie Durst und Hunger. [...]
Die Eiche aber fanden wir als heiligen Baum in einem Haine der Muttergöttin Hannahanna, wo Schaffell mit Heilsymbolen aufgehängt war. [...]
Bäume sind als beseelte göttliche Wesen vorgestellt. Ebenso wie den Göttern bringt man auch ihnen Opfer dar und fordert sie auf zu essen. [...]
Quelle:
Magie und Mythen im Reich der Hethiter – I Vegetationskulte und Pflanzenmagie, Volker Haas, Merlin Verlag Hamburg 1977, Seite 147 bis 152
Der Schleier der Zeit hat sich über die Druiden und ihr Wirken gelegt. Schon bei dem Begriff Druide sind wir auf Spekulationen angewiesen. Eine Theorie lautet, der Wortstamm entspringe aus den griechischen Worten für Baum, Eiche und Holz „dris“ und „dru“. Dieser Bezug erscheint sehr passend, da der heilige Baum der Kelten die Eiche war. Die Römer glaubten, dass Druiden in die Zukunft zu „sehen“ vermochten. J. Markale kombinierte daher „dru“ mit dem lateinischen Verb „videre“ (=sehen). In anderen Quellen wiederum heißt es, das keltische „derwydd“ (=weiser Mann) sei der Ursprung des Wortes.
Das Wirken und Leben der weisen Druiden war tief in das Stammesleben integriert. Sie waren keine Einzelgänger, sondern nahmen am täglichen Geschehen teil. Daher ist es wichtig, über das Volk zu berichten, dem sie angehörten.
Die Kelten bildeten im eigentlichen Sinne keinen eigenen Volksstamm, sondern vielmehr – wie auch die Germanen – einen Zusammenschluss verschiedener Stämme. Regional unterschiedliche Bezeichnungen für die Kelten waren „Keltoi“, „Celtae“, „Galater“ oder „Gallier“. Die einzelnen Stämme hatten natürlich auch eigene Namen. Eine Liste verschiedener Stämme findet ihr Hier.
Der Glaube
Die Kelten beteten viele Götter an, die sich stammesabhängig unterschieden. Es wurden auch fremde Götter akzeptiert und in die eigene Mythologie aufgenommen. Hierzu gehörten einige Gottheiten der Griechen, mit denen die Kelten Handelskontakte pflegten. Zu den berühmtesten heute bekannten Göttern der Kelten zählen Teutates, Taranis und Esus.
Teutates, wörtlich „Vater des Stammes“, galt als väterlicher Führer in Krieg und Frieden. Taranis, dessen Name „Donner“ bedeutet, wurde als Schutzgott der Krieger verehrt. Er wurde wohl ursprünglich als ein Blitze schleudernder Wettergott verehrt. Esus, dessen Bedeutung ungeklärt ist, wurde unter anderem mit den römischen Göttern Mars und Merkur verglichen. Auch bei der Übersetzung gab es Unstimmigkeiten, da sein Name in verschiedenen Sprachen unterschiedliche Bedeutungen besaß.
Vor allen anderen wurde aber eine Muttergöttin verehrt, die in unterschiedlichen Gestalten und unter vielen Namen bekannt war. Hier seien nur Rigani, Modron und Étain genannt. Ihr wohl bekanntester Name dürfte Morgane le Fay sein, dem etliche Lyriker in ihren Werken zur Berühmtheit verhalfen. Sie stand nicht, wie man zu glauben geneigt ist, ausschließlich für die gebärende und schützende Mutter, sondern gleichermaßen für den Weg ins Jenseits und das Ableben.
Der Tod bedeutete für die Kelten kein endgültiges Ende, da sie an ein Leben nach dem Tod glaubten. Viele Fundstücke belegen, dass auch die Triade (Dreifaltigkeit) in der keltischen Glaubenswelt eine wichtige Rolle spielte. So waren die Kelten stets darauf bedacht, nicht in Schwarz und Weiß zu denken, sondern immer einen dritten Aspekt zu integrieren oder Gegensätze durch diesen zu verbinden. Anfang-Mitte-Ende oder Hell-Zwielicht-Dunkel waren ebenso Beispiele für die Triade wie die Dreifaltigkeit im keltischen Götterpantheon. In ähnlicher Form ist die Dreifaltigkeit aus dem Christentum bekannt.
Hierarchie der Druiden
Wie von Strabo beschrieben, waren die Priester der Kelten in drei Klassen eingeteilt. Die oberste Klasse bildeten die Druiden, die mehrere Stufen der Einweihung absolviert hatten und eine Art Mittler zwischen den Göttern und den Menschen darstellten. Bei jeder Opferung musste ein Druide zugegen sein, da nur dieser den Willen der Götter kannte. Als mittlere Klasse galten die Vates, welche Seher, Weissager und die eigentlichen Ausführer der Opferhandlungen, waren.
Die Barden bildeten die unterste Klasse der Priesterschaft. Sie verfassten Texte, komponierten und trugen Hymnen und Gebete vor. Druiden, die durchaus auch weiblich sein konnten (Boudicca war Königin und Druidin), hatten neben ihren priesterlichen Verpflichtungen auch andere Ämter. Sie betätigten sich als Richter, Astronomen, Philosophen oder Naturkundige. Sie gestalteten den Kalender, legten Feiertage, Glücks- und Unglückstage fest, bestimmten die Opferzeiten und waren meist in beratender Funktion auch an der Politik beteiligt.
Sie waren hoch geachtet und vom Wehrdienst und von Steuern befreit. Ihr geheimes Wissen ist nicht schriftlich überliefert worden, obwohl sie der Schrift sehr wohl mächtig waren. Es wurde nur mündlich an Eingeweihte oder Novizen weitergegeben. Die Ausbildung zum Druiden soll mindestens 20 Jahre gedauert haben und begann bereits im Kindesalter. Da nichts niedergeschrieben wurde, musste jegliches Wissen auswendig gelernt werden. Hierzu gehörten unzählige Gedichte, Sprüche und Gesetze, sowie Kenntnisse über Naturwissenschaften und dergleichen mehr.
In mehreren Quellen wird von Erzdruiden als Oberhäupter der Hierarchie unter den Druiden berichtet. Der Erzdruide war auch Ratgeber des Stammesführers oder Königs. Er brachte Ordnung und Zusammenhalt in die vielen Stämme. Bei großen jährlichen Zusammenkünften berieten sich die Druiden verschiedener Stämme. Gottesdienste fanden statt, Recht wurde gesprochen und vieles mehr.
Opferungen
Cäsar schreibt über die Kelten (in „Der gallische Krieg“): „(Sie) haben ungeheuer große Figuren, deren aus Weidenruten zusammengeflochtene Glieder sie mit Menschen füllen; sie werden dann von unten angezündet, und die Menschen darinnen kommen in den Flammen um. Sie glauben zwar, die Opferung von Dieben, Straßenräubern oder sonstigen Bösewichten sei den Göttern am angenehmsten; doch wenn es an Leuten fehlt, so nehmen sie auch Unschuldige dazu.“
Dass ausgerechnet ein Römer sich über Menschenopfer empörte, ist allerdings seltsam, da die Römer solche ebenfalls nicht scheuten und Gladiatorenkämpfe zur Unterhaltung der Menschenmassen abhalten ließen. Bei Ausgrabungen von Heiligtümern wurden Überreste von Männern, Frauen und Tieren gefunden, denen die Köpfe, Arme und Beine abgeschlagen, deren Knochen entfleischt und übereinander gestapelt wurden. Bei diesen Funden mag es sich aber auch um eine Begräbnisstätte handeln, denn auch Waffen und Schmuck waren den Toten beigelegt.
Heiligtümer
Als Orte der Verehrung gab es außer Tempeln auch heilige Haine und Quellen. Bäume spielten eine weitere wichtige Rolle. Viele wurden als Baumaterial für heilige Stätten und als Heilmittel verwendet. Einen besonderen Stellenwert besaß die Eiche. Zu jedem keltischen Stamm gehörten heilige Bäume, in welche die Namen der dazugehörigen Götter eingeritzt wurden. Daher stammt wohl auch der Begriff „Stammbaum“. Viele Tiere wurden als Personifizierung der Götter verehrt. Der Rabe stand für die Kriegsgöttin, da er auf jedem Schlachtfeld zugegen war.
Text: Heike Philipp
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