Battle-Merchant ist ein echtes Familienunternehmen: Die Brüder Hendrik und Helge Pahl sind Gründer und Geschäftsführer, zwei weitere Brüder, Hermann und Hagen, arbeiten im Verkauf.
Helges Schwiegermutter war die Buchhalterin, sein Schwiegervater arbeitete in der angegliederten Craftbier-Brauerei und Hendriks Frau und Kinder modeln für Produktfotos. Auch mit den nicht verwandten Mitarbeitern herrscht ein sehr familiärer Umgang – manche kennen sich teilweise schon seit ihrer Jugend. Tara Moritzen befragte Hendrik und Helge Pahl von Battle-Merchant zum Standort Wacken, den Herausforderungen im Online-Handel und sprach mit ihnen über Ziele für die Zukunft.
LARPzeit: Wie ist Eure Beziehung zum Hobby Larp?
Helge Pahl: Wir sind vom Pen & Paper zum Larp gekommen. Pen & Paper hat zwar immer viel Spaß gemacht, es war allerdings teilweise nicht echt genug und deshalb musste etwas in 4D her. So geht es vielen Mitarbeitern in der Firma.
LZ: Welches Con habt Ihr zuletzt besucht?
Hendrik Pahl: Das letzte Con ist leider schon ein wenig her. Das war Mythodea 2014. Aktuell sind wir eher mit unserem Craftbier auf Märkten und Festivals zu finden.
LZ: Wie und wann seid Ihr auf die Idee gekommen, Battle-Merchant zu gründen?
Hendrik: Gegründet wurde Battle-Merchant 2002 von Helge, Hermann und mir. Helge als ausgebildeter Schmied, Hermann mit seiner Erfahrung im Versandhandel und ich mit meiner Affinität zum Onlinehandel stellten alles auf professionelle Beine. Angefangen hat der ganze Spaß allerdings schon weitaus früher – mit Wikinger-Partys Anfang der 90er Jahre, die wir veranstaltet haben. Die Metherstellung auf diesen Partys war somit der Ursprung der Alkoholproduktion, die sich heute mit unserer Wacken Brauerei fortsetzt. Wir hatten schon immer ein sehr großes Interesse an Geschichte, Gaming und Pen & Paper. Bei der Gründung des Unternehmens Anfang der 2000er Jahre gab es recht wenige Anbieter von Larp- und Reenactment-Produkten, und nicht wenige waren in der Szene aufgrund ihres schlechten Services verrufen. Wir dachten uns, das können wir besser.
LZ: Warum Wacken?
Helge: Das war Zufall. Unser Lager in Itzehoe wurde zu klein, und darum suchten wir ein größeres Gebäude. In Wacken wurden wir fündig und zogen 2007 um. Da wir aus der Region kommen und selbst Metalheads sind, waren wir von Anfang an eng mit dem W:O:A (Wacken Open Air, Anm. d. Red.) verbunden und hatten für viele Jahre einen Verkaufsstand auf dem Festival. Wacken passt außerdem sehr gut zu uns, da viele Metalfans eine große Affinität zu Wikingern und dem Mittelalter haben und etliche begeisterte Larper oder Reenactors sind.
LZ: Wie steht Ihr zu der Herausforderung, Euch gegen eine Vielzahl von Online-Shops durchsetzen zu müssen?
Hendrik: Damit haben wir kein Problem, da wir zusätzlich auch Großhändler sind. Viele andere Online-Shops sind nicht nur Mitbewerber, sondern auch Kunden von uns. Nach wie vor empfinden wir den Großteil der Szene als sehr kollegial und nicht übertrieben wettbewerblerisch. Zudem lieben wir Herausforderungen und versuchen, täglich besser, schneller und abwechslungsreicher zu werden.
LZ: Wie viele Mitarbeiter beschäftigt ihr?
Hendrik: Bei Battle-Merchant beschäftigen wir derzeit über 40 Mitarbeiter und sind stolz darauf, ein wachsendes Unternehmen zu sein. Jedes Jahr suchen wir nach neuen Talenten, um unser Team zu erweitern und unsere Kunden noch besser zu unterstützen. Unsere Mitarbeiter sind das Herzstück unseres Unternehmens und wir legen großen Wert darauf, eine positive Arbeitsumgebung zu schaffen, in der jeder die Möglichkeit hat, sein Potenzial voll auszuschöpfen.
LZ: Was produziert Ihr selbst, und was ist Euch bei Euren Produkten am wichtigsten?
Helge: Mittlerweile haben wir Tausende von selbstkreierten, authentisch-nachempfundenen und vor Ort designten Produkten über alle Warenkategorien hinweg. Hier kommt uns natürlich Helges Know-how für alle Produkte aus den Bereichen Rüstung, Waffen, Lager und Outdoor-Utensilien zugute. Auch unsere Mode-Designerin Sarah, die für uns in den letzten Jahren eine beachtliche Kollektion an historischer Kleidung entwickelt hat, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Uns ist dabei eine hervorragende Balance zwischen Authentizität, Nutzbarkeit und Preis am wichtigsten.
LZ: Warum sollten Larper bei Battle-Merchant kaufen?
Hendrik: Auch wenn wir augenscheinlich einen Schwerpunkt auf Reenactment und Living History legen, gibt es mittlerweile wirklich viele Überschneidungen. Mit unserer 12.000 Artikel umfassenden Produktauswahl findet jede Charakterdarstellung, ob Larp oder Geschichtsdarstellung, die richtige Gewandung oder das richtige Accessoire.
Einer unserer Schwerpunkte sind Ausrüstungsgegenstände für die Lagerfeuerküche und Zelte, welche von Larpern und Reenactors gleichermaßen verwendet werden können.
LZ: Aus welchen Teilen der Welt kommen Eure Kunden?
Helge: Schwerpunktmäßig natürlich aus Deutschland und Nordeuropa, aber wir versenden weltweit, und so gehen unsere Waren auch in die USA, nach Japan und sogar Neuseeland. Während des Wacken Open Airs spiegelt sich diese Internationalität in unserem über 400 Quadratmeter großen Ladengeschäft wider. Auch wenn das Dorf nicht im Ausnahmezustand ist, kommen mittlerweile viele Kunden aus ganz Deutschland zu uns, wenn sie zum Beispiel auf der Durchreise sind oder in nördlichen Regionen Urlaub machen.
LZ: Wie groß sind die Herausforderungen durch die neue EU-Verpackungsverordnung?
Hendrik: Unserer über 20-jährigen Erfahrung nach wird die Taktung wettbewerbsverzerrender Maßnahmen gegen kleine und mittelgroße Unternehmen immer schneller. Unter dem Banner von Umweltschutz und Kundenrechten werden kleinen Versandhändlern wie uns permanent große Steine in den Weg gelegt. DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung, Anm. d. Red.), Verpackungsverordnung und Produktinformationspflichtverordnung können von großen Versandhändlern wie Amazon & Co. leicht erfüllt werden, sind von kleinen und mittleren Händlern hingegen fast nicht mehr stemmbar. Bei diesen verteuert es die Produkte überproportional, führt so zu Marktverzerrungen und schlussendlich zum Nachteil für den Kunden. Dieser permanente Eingriff in den Markt ist bedauerlich.
LZ: Welche Ziele habt Ihr für die Zukunft?
Helge: Getreu nach dem Motto aus Wacken: Schneller, lauter, härter. Wir haben großartige Kunden, zuverlässige Lieferanten und erstklassige Produzenten und ein Superteam an motivierten Mitarbeitern. Das sind beste Voraussetzungen, den Weg weiterzugehen und weiter zu wachsen. Konkret werden wir unser Sortiment im Outdoor-, aber auch im Larp-Bereich stetig erweitern. Wir sprudeln vor Ideen und sind total glücklich, dass wir immer wieder einen Teil davon verwirklichen dürfen.
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LARPzeit.de